Junges Wort zum Sonntag: Freisprecher

Ein neues Verkündigungsformat startet am 2. Februar im Spartensender EinsPlus. Mit den dreiminütigen Clips, die religiöse und ethische Fragen aufgreifen, soll ein junges Publikum angesprochen werden. pro hat mit dem ARD-Beauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland darüber gesprochen.
Von PRO
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„Freisprecher“ bündelt kurze Filmbeiträge, die sich an ein junges Publikum richten. Die dreiminütigen Beiträge greifen Fragen aus dem Alltag junger Zuschauer auf. Mal geht es ums Authentisch-Sein, dann um Treue und um Partnerschaft oder um die Suche nach gültigen Werten. Freisprecher wird – in Zusammenarbeit mit dem SWR – von der evangelischen und katholischen Kirche verantwortet. pro hat mit Thomas Dörken-Kucharz, dem ARD-Beauftragten im Büro des EKD-Rundfunkbeauftragten, über das neue Verkündigungsformat gesprochen.

pro: Freisprecher ist locker und teils niederschwellig. Warum bezeichnen Sie es als Verkündigungsformat?

Thomas Dörken-Kucharz: Verkündigungsformat ist das Ticket, auf dem es im Sender läuft. Wäre es kein Verkündigungsformat, könnten wir es als Kirchen nicht senden. Wie eng oder weit Verkündigung gefasst wird, ist die Sache der Kirche, die die Inhalte verantwortet. Wir stellen niemanden mit kirchlicher Position hin, sondern wir lassen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen selber zu Wort kommen – ganz bunt und im Querschnitt. Teils sind das Straßenumfragen, teils interessante Menschen, die zu einer ethischen oder religiösen Frage was zu sagen haben. Dann diskutieren wir in den sozialen Netzwerken über das Gesagte und hoffen, dass wir als eine gesprächsfähige Kirche – natürlich mit einer Meinung, einem Glauben und einer Hoffnung – in der Unterhaltung mehr erreichen als wenn wir einfach sagen: „So ist unsere Meinung. Jetzt glaubt bitte!“

Welches Ziel verfolgt Freisprecher?

Wir nehmen den Titel sehr wörtlich. Die Menschen, die wir interviewen oder die ihre Lebensgeschichte erzählen, reden frei von der Leber weg. Sie bekommen von uns keine Texte, die sie aufsagen oder verkündigen sollen. Vielleicht haben sie eine fromme Einstellung, vielleicht auch genau das Gegenteil. Sie sollen über Glaube, Religion, Kirche, Himmel oder die Seele sprechen. Sie können auch sagen, dass sie damit selber nichts anfangen können, weil es ihnen nicht hilft. Genau darüber wollen wir mit den Zuschauern ins Gespräch kommen. Die Fernsehsendung ist nur der eine Teil, der andere ist die Diskussion in den sozialen Netzwerken über Facebook, Twitter und Youtube nach der Sendung. Dort steht ein kirchliches, ökumenisches Team mit Rat und Tat, aber auch mit Rede und Antwort zu Verfügung. Es ist wirklich ein Diskussionsformat.

An der Orientierungshilfe der EKD zum Thema Ehe und Familie haben viele Menschen kritisiert, dass die Kirche keine klare Linie zöge. Vielleicht wünschen sich die Menschen klare Aussagen?

Menschen wünschen sich Orientierung und dafür stehen wir auch. Freisprecher will die Orientierung im Gespräch suchen und nicht „diktieren“. Im Übrigen empfinden viele Menschen die angesprochene Orientierungshilfe der EKD als sehr hilfreich und orientierend.

Warum war es Zeit für ein neues junges Verkündigungsformat?

Wir hatten und haben im Fernsehen ein Defizit, denn wir hatten noch kein junges Verkündigungsformat. Wir haben es bislang nicht vermocht, ein spezielles Format für junge Fernsehzuschauer zu entwickeln – vor allem nicht im Öffentlich-Rechtlichen.

Woran lag das?

Da gehören immer zwei dazu: Einerseits brauchten wir Ideen, andererseits einen Sendeplatz. Jetzt haben wir beides.

Wie ist es zu Freisprecher gekommen?

In der ARD-Familie entstand die Bereitschaft für ein zweites Verkündigungsformat, neben dem Wort zum Sonntag. In der Arbeitsgruppe aus Programmverantwortlichen, -machern und kirchlichen Verantwortlichen haben wir die jugendliche Zielgruppe in den Fokus genommen. Mit der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen war die Diskussion über einen Sendeplatz direkt in der ARD erstmal vom Tisch. Auf die Entscheidung hin forderten wir bei Produktionsfirmen ihre Beitrags-Vorschläge an. Zwei haben wir ausgesucht, und beide Pilotbeiträge haben uns so gut gefallen, dass wir sie senden werden.

Was hat Freisprecher, was das Wort zum Sonntag nicht hat?

Das Wort zum Sonntag ist natürlich für alle da. Freisprecher ist für eine jüngere Zielgruppe entwickelt. Freisprecher hat zudem keine Wochenaktualität wie das Wort zum Sonntag. Da steht nur das Produktionsteam fest. Bei den Straßenumfragen können wir nur den Ort planen, nicht die Leute vor der Kamera.

Herr Dörken-Kucharz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Martina Schubert EinsPlus: Freisprecher Folge 1 „Bin ich echt?“, Sonntag, 2. Februar, 22.12 Uhr Wdh. Montag, 3. Februar, 17.42 Uhr, Donnerstag, 6. Februar, 13.42 Uhr sowie ab Sonntagabend auf Youtube (Kanal wird dann freigeschalten)
https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen/detailansicht/aktuell/die-geistliche-tageschau-ist-60/
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/kirche-im-radio-emeine-erfolgsgeschichteem/
http://URL http://www.frei-sprecher.de/
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