Jungen Menschen erklären, was seriöse Quellen sind

Was machen Menschen bei Facebook und in den sozialen Netzwerken und was bedeutet das für die politische Bildung? Mit dieser Frage hat sich Sabrina Gaisbauer von der Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen der Südwestdeutschen Medientage befasst.
Von Johannes Blöcher-Weil
Sabrina Gaisbauer von der Bundeszentrale für politische Bildung: „Wir dürfen den analogen Austausch nicht vergessen“

Soziale Medien werden als Quelle für Nachrichten und Bildung der Nutzer gesehen. „Über soziale Netzwerke gelangen die Nutzer an Informationen von Absendern, die sie für relevant halten.“ Dies hat Sabrina Gaisbauer von der Bundeszentrale für politische Bildung bei den Südwestdeutschen Medientagen in Neustadt betont. Die Tagung läuft unter dem Motto „Medien und Politik in Zeiten des Wahlkampfes“. Eine aktuelle Studie der Hans-Bredow-Stiftung habe ergeben, dass die Nutzer ihren Kontakten in den sozialen Netzwerken ein sehr hohes Vertrauen entgegenbringen. In einem abgesteckten Raum hört man immer die gleichen Meinungen ­ und keinen Widerspruch, wies die Soziologin auf die Entwicklung der so genannten „Filterbubbles“ hin.

Für die politische Bildung bedeutet dies, jungen Menschen einen niedrigschwelligen Einstieg zu ermöglichen und ihnen Orientierung zu bieten. „Wir sollten jungen Menschen erklären, was seriöse Quellen sind und was nicht.“ Ganz wichtig sei es auch, Diskussionsstränge darzustellen. Es müsse möglich sein, öffentlich eine gewaltfreie Auseinandersetzung zu ermöglichen und zur Teilhabe anzuregen. „Diskussionen, die sich in Hatespeech auswirken, sind ja auch die Diskussionen, die im realen Leben stattfinden. Das müssen wir kritisieren.“ Gaisbauer beobachtet eine Tendenz hin zum bewussteren Umgang mit der Quellenwahl: „Und wir dürfen den analogen Austausch nicht vergessen“, mahnt die Referentin.

Der Medienethiker Christian Schicha befasste sich mit der Kommunikationskultur im Wahlkampf. „In der politischen Praxis geht es um strategisches Handeln.“ Die Talkshows in den deutschen Medien bezeichnete er teilweise als „Klamauk und Schlagabtausch“. Bei manchen Titeln der Diskussionssendungen habe man den Eindruck, dass sich Deutschland am Abgrund befinde.

Medienethiker Christian Schicha Foto: pro/Johannes Weil
Medienethiker Christian Schicha

Aus Schichas Sicht solle Wahlwerbung für Aufmerksamkeit sorgen, komplexe Sachverhalte vereinfacht darstellen, Themen setzen, informieren, Versprechen artikulieren und Alternativen aufzeigen. Anhand von Plakaten machte er deutlich, wie kollektive Muster in Kampagnen und Plakaten eingebaut werden, um Wählerstimmen zu holen. „Dabei geht es darum, komplexe Inhalte zu reduzieren.“ Er warb für die Einhaltung argumentativer Mindeststandards und daum Ziele und Konzepte darzelgen sowie Alternativen zu verdeutlichen. (pro)

Von: jw

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