"Sie nennen sich ‚Jesus Freaks‘, betreiben Gemeinde-Galerien oder organisieren christliche Metal-Festivals. Sie feiern Gottesdienste in Kinosälen oder Fabrikhallen statt in alten Kirchen. Und danach diskutieren sie die Predigt beim Latte Macchiato im nächsten Straßencafé." So charakterisiert "Zeit Online" junge freikirchliche Gemeinden, "in denen weniger die Tradition als vielmehr das Event kultiviert wird."
Ein Beispiel dafür sei die "Junge Kirche Berlin". Seit zehn Jahren feiern Christen mit Durchschnittsalter 22 dort sonntagabends "Jesus Partys". Die Gemeinde zählt 150 Mitglieder – und das in einer Region, in der 95 Prozent der Menschen keiner Kirche angehören, wie "Zeit Online" schreibt. Auch das "Berlinprojekt" ziehe junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren bei Jazz, klassischer Musik und Lieder von Songwritern in den Gottesdienst. Der finde – ganz gemütlich – in einem Kinosaal statt.
Eine neue religiöse Szene
Dass neue religiöse Szenen und innovative Gemeinden wachsen, ist für Waldemar Vogelsang, Soziologe an der Universität Trier, nicht verwunderlich: "Wenn sich die Einstellungen von Jugendlichen zur Institution Kirche geändert hat, heißt das keinesfalls, dass Religion für junge Leute in Deutschland keine Rolle mehr spielt", zitiert ihn "Zeit Online".
"Von Feuergottesdiensten bis zu Rafting-Wallfahrten ist alles möglich", heißt es im Artikel weiter. "Dabei werden die Deutungsmuster der Kirchen den selbstbestimmten Interpretationen der Gläubigen oft untergeordnet." Für katholische Jugendliche sei es kein Widerspruch, den Papst als eine authentische moralische Instanz zu akzeptieren, ohne gleichzeitig seine strenge Sexualmoral umzusetzen. Die "Jesus Freaks" verkündeten auf ihrer Webseite, es gebe "keine frommen Schubladen – und keinen Glauben von der Stange" und überhaupt liebe Jesus Schwule. (pro)