Julia Ruhs verschwindet beim NDR von der Bildfläche

Julia Ruhs soll nicht mehr die Sendung „Klar“ für den NDR moderieren. In den Folgen des Bayerischen Rundfunks steht die konservative Journalistin dagegen weiter vor der Kamera. Grund dafür ist wohl ihre Moderation zum Thema Migration.
Von Johannes Blöcher-Weil
Die Journalistin Julia Ruhs wird das Reportage-Format Klar künftig nur noch beim Bayerischen Rundfunk moderieren

Seit dem Frühjahr produzieren der Norddeutsche und der Bayerische Rundfunk gemeinsam das Format „Klar“. Jetzt hat der NDR entschieden, dass die Journalistin Julia Ruhs nicht mehr seine Sendungen moderiert. Denn hinter den Kulissen hat sich Widerstand gegen die konservative Journalistin formiert.

Die erste Folge des Formats „Klar“ beschäftigte sich mit der Gefahr, die von jungen Migranten in Deutschland ausgeht. Das Echo auf die Sendung war gespalten: von viel Applaus bis viel Kritik. 250 NDR-Mitarbeiter hatten Ende April einen offenen Brief unterzeichnet. In diesem distanzierten sie sich vom Inhalt der Sendung, weil diese Migranten unter einen Generalverdacht stelle.

Der Satiriker Jan Böhmermann bezeichnete die Sendung als „rechtspopulistischen Quatsch“. Der Verein „Neue deutsche Medienmacher:innen“ bezeichnete diese als einen „Tiefpunkt in der Berichterstattung“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mitglieder aus dem Programmausschuss des NDR monierten eine mangelnde Ausgewogenheit und eine starke Emotionalisierung.

„Den Chefs fehlt der Mut, sich auch mal querzustellen“

Aufgrund der starken Kritik wurde die zweite Folge später als geplant ausgestrahlt. Ruhs hatte in der Vergangenheit öfter angeprangert, dass unliebsame Themen oder Meinungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgeblendet würden. Zuletzt hatte sie diese Thesen in ihrem Sachbuch „Links-grüne Meinungsmacht: Die Spaltung unseres Landes“ veröffentlicht.

Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte die Journalistin, dass der gemäßigtere Ton der Folgen zwei und drei auch taktischer Natur war, um in neuen Folgen Aufregerthemen zu bespielen. Sie warnte vor einer „Weichwaschung des Formats“. Auf X kritisierte sie die NDR-Chefetage scharf: „Cancel Culture wird nur dadurch möglich, weil genau diesen Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen.“

Der NDR erklärte auf SZ-Anfrage, dass er in Zukunft „ein eigenes Gesicht“ einbringen werde. Laut der Zeitung hat sich der Programmausschuss des NDR mit offiziellen Programmbeschwerden gegen die Sendung befasst. Am Dienstag empfahl das Gremium eine „informelle Rüge“, weil die Sendung nicht den Qualitätsanforderungen einer öffentlich-rechtlichen Sendung genüge.

Unterstützung bekam Ruhs vom schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther. Bei einer Veranstaltung der Hermann Ehlers Akademie bezeichnete der CDU-Politiker es als „extrem schlechtes Signal“ nach nur drei Pilotprojekten auf sie zu verzichten. Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann übte scharfe Kritik an der NDR-Entscheidung: „Das ist ein neuer Tiefpunkt in Sachen Debattenkultur in Deutschland“, sagte Linnemann dem Sender Welt-TV am Donnerstag. Dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Mitarbeiterin ausgeschlossen werde, „weil sie vielleicht dem einen oder anderen zu konservativ erscheint, ist bitter“, sagte Linnemann.

Streitfragen aus der Mitte der Gesellschaft

Die beiden Sender möchten trotzdem die Sendung weiterführen. NDR und BR teilten mit, dass das Format weiter „Streitfragen aus der Mitte der Gesellschaft“ aufgreifen soll. Aufgrund der Rückmeldungen zu den Sendungen gehe es nun darum, das Format zu verbessern und die Vielfalt der Perspektiven abzubilden. Die Sendung hätte einen „Nerv getroffen“.

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