Jugendgewalt: Hilfe im Kindergarten, weniger Fernsehen

B e r l i n (PRO) - Die Forschungsergebnisse des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) rütteln auf: Zwischen einer und vier Stunden verbringen Kinder im Alter von zehn Jahren durchschnittlich vor dem Fernseher oder der Play-Station im eigenen Zimmer. Die Tageszeitung "Die Welt" (Berlin) berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über diese und weitere Tatsachen – und über Lösungsvorschläge.
Von PRO

In seinem Beitrag unter dem Titel „Machokultur als Leitbild“ schreibt „Welt“-Autor Michael Mielke über „Hilfe im Kindergarten, Ehre als Schulfach und weniger Fernsehen: Wie der Kriminologe Christian Pfeiffer der Gewalt unter jungen Migranten begegnen will“.

23.000 Kinder nach Medienkonsum gefragt

Pfeiffer hat seine Studie von Februar bis April 2005 bundesweit in elf Städten und Landkreisen durchgeführt. 6.000 Schüler aus vierten und 17.000 aus neunten Klassen wurden per Fragebogen nach ihrer Mediennutzung und Gewalterfahrungen gefragt und die Angaben mit ihren Leistungen in der Schule verglichen.

„Wichtigstes Ergebnis der Studie sind Erkenntnisse über die Folgen des unkontrollierten Medienkonsums. So verbringt nach Auskunft des KFN-Chefs ein zehn Jahre alter türkischer Junge in Dortmund durchschnittlich pro Schultag etwa vier Stunden vor dem im Kinderzimmer aufgestellten Fernsehgerät oder der Play-Station. Bei einem deutschen Mädchen in München sind es im Schnitt dagegen 59 Minuten. Die Konsequenz, resümiert Pfeiffer: ‚In Dortmund sind nur 13 Prozent der türkischen Jungen Anwärter für das Gymnasium; bei den deutschen Mädchen in München sind es 67 Prozent.'“

Verblüffend seien, so die „Welt“ weiter, auch die Zahlen, was die Ausstattung der Kinderzimmer mit Fernsehern und Play-Stations betrifft: „In Dortmund besitzen 63 Prozent der Jungen einen eigenen Fernseher, in München 27,9. Und noch ein Ergebnis der Studie: Je geringer Bildung und Einkommen der Eltern sind, um so umfangreicher ist das elektronische Equipment im Kinderzimmer.“

Mehr Betreuung von Migrantenfamilien

Gleichzeitig zeigt das KFN nun mögliche Lösungen für die aufrüttelnden Resultate der Befragung auf. „Frauen aus sozial stark benachteiligten Familien sollen ab dem fünften Monat ihrer ersten Schwangerschaft zunächst von besonders geschulten Hebammen und später von Familienhelferinnen intensiv betreut und beraten werden. Das betrifft nicht nur Säuglingspflege, sondern auch Beratung bei Ausbildung, Arbeitsuche, Familienplanung und – wenn nötig – das Erlernen der deutschen Sprache.“ Gerade auch für Migrantenkinder sei es wichtig, Deutsch zu erlernen, um etwa im Kindergarten so genannte „Spielfreundschaften“ wachsen zu lassen.

Außerdem könne jungen Migranten kostenloser Nachhilfeunterricht angeboten werden, in den Schulen sollte außerdem das Thema „Kultur der Ehre“ zum Unterrichtsstoff für zwölf- bis 14-jährige werden – „mit Diskussionen über Machokultur und Aufklärung darüber, wie Machtstrukturen in der Familie in bestimmten ethnischen Gruppen kulturhistorisch zu erklären sind“. Und auch das Engagement ehrenamtlicher Organisationen in der Betreuung und Förderung von Jugendlichen müsse gefördert und weiter ausgebaut werden, so die „Welt“.

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