Jugend und Medien: Zeitung am vertrauenswürdigsten

Die Tageszeitung ist für die Mehrheit der deutschen Jugendlichen das vertrauenswürdigste Medium. Knapp jeder Zweite würde die Tageszeitung bei widersprüchlichen Meldungen zu Rate ziehen. Dies geht aus der aktuellen JIM (Jugend, Information, Multimedia)-Studie des "Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest" hervor. Die Studie untersucht das Medienverhalten von 12- bis 19-Jährigen.
Von PRO

Mit deutlich geringeren Werten folgen das Fernsehen (22 Prozent), das Radio (17 Prozent) und das Internet (11 Prozent). Obwohl die Tagezeitung im Vergleich zu anderen Medien bei der regelmäßigen Nutzung den geringsten Wert hat, ist das Vertrauen der Jugendlichen in die journalistischen Standards bei ihr am größten. Die Aussagen von Mädchen und Jungen unterscheiden sich dabei am stärksten beim Internet, dem 15 Prozent der Jungen, aber nur sieben Prozent der Mädchen vertrauen würden.

Jugendliche greifen weiterhin zum Buch

Über die letzten Jahre stabil geblieben ist auch die Zahl der regelmäßigen jungen Bücherleser. 2012 zählten 42 Prozent der 12- bis 19-Jährigen zu den regelmäßigen (täglich /mehrmals pro Woche) Lesern von Büchern. Die meistgenannten Titel in diesem Jahr waren "Die Tribute von Panem", "Harry Potter", "Eragon" und die Bücher der "Twilight"-Reihe. Die Nutzung von E-Books spielt derzeit nur bei zwei Prozent der Befragten eine Rolle. In der Bedeutung kaum etwas eingebüßt hat das Radio. Dies betrifft vor allem das Musikhören. Einem leichten Rückgang der klassischen Radiogeräte (stationäre Geräte und Autoradios) steht eine leichte Steigerung bei den neueren Übertragungswegen wie MP3-Player und Internet gegenüber.

Von den 1.200 befragten Jugendlichen schauen 91 Prozent regelmäßig Fernsehen. Ihr Konsum beträgt an Werktagen durchschnittlich 111 Minuten. Bei der Wahl des Fernsehprogramms stehen nach wie vor private Sender an der Spitze der Beliebtheitsskala. ProSieben liegt mit 51 Prozent deutlich vor RTL (15 Prozent) und RTL 2 (fünf Prozent) und konnte diese Position im Vergleich  zum Vorjahr (46 Prozent) noch ausbauen.

"Scripted Reality" durchschaut

Zudem wurden die Jugendlichen befragt, wie sie sich mit "Scripted Reality"-Formaten auskennen und ob sie die Machart dieser Sendungen durchschauen. Die Formate zeigen erfundene Geschichten, die von Laiendarstellern anhand von Drehbüchern dargestellt werden. Knapp zwei Fünftel kennen die Formate wie "Verdachtsfälle" oder "Familien im Brennpunkt". Während bei der ersten Sendung vier Prozent glauben, dass dort real existierende Menschen in ihrem normalen Alltag gezeigt werden, sind es bei der zweiten Sendung vier Prozent.

Das Internet verwenden die Jugendlichen vor allem zur Kommunikation –  insbesondere in sozialen Netzwerken. Bei der Nutzungshäufigkeit ist dort eine gewisse Sättigung eingetreten. 15 Prozent ihrer Zeit am Computer verbringen die Befragten mit der Suche nach Informationen, ansonsten steht eher die freizeitorientierte Nutzung im Vordergrund. "Dabei wird oft übersehen, dass Computer und Internet inzwischen für viele ebenso selbstverständliche Werkzeuge für das schulische Lernen sind", bilanzieren die Macher der Studie.

15 Prozent der Befragten sind im Internet allerdings auch schon Opfer von Verleumdungen geworden. Bei fast einem Viertel gibt es im Bekanntenkreis eine Person, die im Internet schon angegriffen wurde. Eine positive Entwicklung sei deswegen die gestiegene Anteil derer, die ihre "Privacy-Option" aktiviert haben. Bei durchschnittlich 272 "Facebook-Freunden" sei es wichtig, in sozialen Netzwerken nicht zu viel Privates von sich preiszugeben.

Probleme in den Schulen angekommen

Durch die vermehrte Nutzung von Smartphones könnten sich die Befragten weitgehend der Kontrolle der Eltern entziehen. Durch die missbräuchliche Verwendung des Handys und der Kommunikationsmöglichkeiten trügen die Jugendlichen selbst zu einem erhöhten Gefahrenpotential bei. Als Problem wird auch die Aufzeichnung von (inszenierten oder provozierten) Schlägereien gesehen oder dass Jugendliche durch problematische Inhalte auf ihrem Handy selbst in Probleme gerieten.

Das Thema Medienkompetenz ist laut der Studie mittlerweile in den Schulen angekommen. Immerhin 62 Prozent der Jugendlichen hatten Themen wie Handy, Internet, Online-Communities und Datenschutz bereits im Unterricht  behandelt. Mehr als die Hälfte hat dabei nach eigener Einschätzung ein besseres Verständnis für diese Themen. Vier von zehn Jugendlichen haben dabei auch etwas Neues erfahren. 28 Prozent haben daraufhin ihr Verhalten in Bezug auf die Medien geändert.

Die Macher der Studie bilanzieren, dass durch die stark ansteigende Nutzung von mobilem Internet in Zukunft Bedingungen geschaffen werden müssen, die dem Jugendschutz und den Bedürfnissen von Jugendlichen gerecht werden. "Hier gilt es am Ball zu bleiben, regelmäßig Daten zu erheben und die dynamische Entwicklung des Marktes aufmerksam zu beobachten – auch um gegebenenfalls medienpädagogische Konzepte anzupassen."

Für die JIM-Studie (Jugend, Information, Multimedia) werden seit 1998 jedes Jahr etwa 1.200 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren befragt. Die Studienreihe ist ein Projekt der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz. Die Studie wurde gemeinsam mit der SWR Medienforschung, der ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft, der Stiftung Lesen sowie der Bundeszentrale für politische Bildung und den Landeszentralen für politische Bildung Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erstellt. (pro)

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