Jubiläum: 10 Jahre Schweizer „Fenster zum Sonntag“

"Büßen auf Befehl?" lautete der Titel der ersten Sendung von "Fenster zum Sonntag", die am 17. September 1995 ausgestrahlt wurde. Zehn Jahre sind mittlerweile vergangen, 500 Sendungen über den Bildschirm gelaufen, mehr als 2.000 Interviews geführt, die Einschaltquoten liegen bei insgesamt rund 30 Millionen Zuschauern. Beeindruckende Zahlen, vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass anfänglich große Zweifel gegenüber dem Sendekonzept gehegt wurden und Hindernisse überwunden werden mussten, bevor sich die Sendung im Schweizer Fernsehen etablieren konnte. Heute macht das "Fenster zum Sonntag" das Evangelium von Jesus Christus öffentlich.
Von PRO

Wertorientiertes Fernsehen

Jürgen Single, langjähriger Chefredaktor (so die Schweizer Bezeichnung für den Chefredakteur) von „Fenster zum Sonntag“, konstatiert ein „starkes Interesse an ‚Fenster zum Sonntag‘ und damit an christlichen Inhalten, wertorientierte Fernsehformate finden beim Publikum Anklang.“ Die für Schweizer Verhältnisse hohen Einschaltquoten bestätigen seine Analyse: pro Wochenende schauen durchschnittlich rund 80.000 Zuschauer „Fenster zum Sonntag“. Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zu den Anfängen der Fernsehsendung. Momentan stagniert die Zuschauerbeteiligung allerdings. Vor allem „Boulevard- und Sensationssendungen“ sind schwergewichtige Konkurrenz; diese seien medienwirksam und träfen beim Publikum auf große Resonanz. „Nackte Haut, Klatschgeschichten und Krimi als Hochglanz-Sensationen sind bei den meisten Zuschauern sehr beliebt“, so Chefredaktor Single.

Doch auch die „kleinen Wunder im Alltag“ vermögen zu faszinieren. Das Konzept von „Fenster zum Sonntag“ orientiert sich vor allen Dingen an Alltagsgeschichten: ehrliche Porträts von Menschen mit Stärken und Schwächen. Beides, sowohl Erfolg als auch Misserfolg, finde Eingang in die jeweiligen Sendungen, denn es gehört mit zum Ziel der Sendung, den Zuschauern Identifikationsmöglichkeiten zu geben und Impulse für die eigene Lebensgestaltung zu vermitteln. Dass dieses Ziel auch tatsächlich erreicht wird, belegen laut Single zahlreiche Rückmeldungen: „Die Zuschauer lassen uns wissen, dass ihnen einzelne Sendungen geholfen haben. Sie geben an, seelsorgerliche Hilfe in Anspruch genommen, Kontakte zu Fachleuten oder zu den Protagonisten aufgenommen zu haben.“

„Lebensnähe“ als erfolgreiches Konzept der Sendung

Das Sendekonzept geht also auf und erfreut sich großer Beliebtheit. Es trägt einem Bedürfnis nach Medienbeiträgen über Lebens-, Sinn- und Glaubensfragen Rechnung. „Fester zum Sonntag“ ist ein Programm für den „Lebensalltag, in dem Menschen erzählen, wie sie ihr Leben meistern und was ihr Glaube damit zu tun hat“. Aus dieser Lebensnähe generieren sich Woche für Woche neue spannende Themen, und sie sorgt dafür, dass die Ideen für neue Sendungen nicht ausgehen.

Vermittlung biblischer Werte

„Fenster zum Sonntag“ will Orientierungshilfe geben. Der Präsident der Stiftung „Christliches Fernsehen“ sieht in der Vermittlung biblischer Werte eine bedeutende Leistung der Sendung: „Im religiösen Wirrwarr und der Vermischung aller möglichen Anschauungen bildet [sie] eine profilierte Stimme, die den Weg zum Frieden mit Gott aufzeigt.“

Auch auf gesellschaftlicher Ebene zeigt die Sendung Wirkung. Martin Dumermuth, Direktor des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), ist überzeugt, dass „die Sendung einen wichtigen Beitrag zum religiösen Diskurs in der Schweiz“ liefere. Dies war auch der Grund für die Entscheidung, den zu Sendebeginn geäußerten Einwänden gegenüber der Sendung nicht Folge zu leisten. Damals kam eine politische Diskussion in Gang, weil man Bedenken hatte, die Sendung würde den religiösen Frieden in der Schweiz gefährden. Warnungen bezüglich „Sekten-TV“ wurden laut und ängstlich verwiesen Gegner auf amerikanische „electronic churches“. Eine Expertenkommission der Bakom kam jedoch nach eingehenden Prüfungen zum Schluss, dass „Fenster zum Sonntag“ keine Gefahr für das Land darstellen würde.

Wie Dumermuth hebt auch Single die gesellschaftliche Relevanz der Sendung hervor. Dank dem „Fenster zum Sonntag“ habe in der öffentlichen Wahrnehmung eine Enttabuisierung für religiöse Inhalte stattgefunden. In den Medien werde mehr über Gott geredet, so das Urteil des Chefredaktors: „Das Evangelium ist salonfähiger geworden.“

Die Sendung wird samstags auf SF2, dem Zweiten Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens der Schweiz, in der Regel um 17.30 Uhr – falls keine Verschiebung dazwischen kommt – ausgestrahlt, und sonntags um 11.30 Uhr wiederholt.

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