Journalistischer Negativpreis an Katholische Kirche
Die unabhängige Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche" hat die Katholische Kirche am Samstag mit dem Negativpreis für Auskunftsverweigerung "Verschlossene Auster" ausgezeichnet. Der Journalist Heribert Prantl fand in seiner Laudatio deutliche Worte, als er das Verhalten der Kirche zu den Missbrauchsfällen kritisierte.
Von PRO
Foto: Sergey Gabdurakhmanov
Wer den Preis "Verschlossene Auster" erhält, hat sich nach Meinung der Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche" in besonderem Maße durch Auskunftsverweigerung gegenüber der Presse hervorgehoben. Der Verein verlieh den Preis bei seiner Jahrestagung in Hamburg an die Deutsche Bischofskonferenz. Bei den Missbrauchsfällen habe es die Kirche versäumt, aufzuklären, hieß es in der Begründung der Jury. "Es wurde vertuscht, verleugnet und verheimlicht", sagte Thomas Leif, Vorsitzender von "Netzwerk Recherche". "Die katholische Kirche respektiert den Anspruch der Öffentlichkeit auf frühzeitige und vollständige Information nicht und widerspricht damit ihren eigenen Werte-Postulaten nach Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit."
Der Leiter des Ressorts Innenpolitik der "Süddeutschen Zeitung", Heribert Prantl, hielt die Laudatio auf den "Informationsblockierer des Jahres" und sparte nicht mit Kritik. Der Journalist prangerte an: "Es sind so viele Amtsträger, die als unwürdig entlarvt worden sind, und bei fast allen hat die Amtskirche so lange weggeschaut." Den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa nennt er eine von mehreren "lügnerischen Figuren".
Vorwürfe, die Medien hätten als "bösartige Kräfte" und mit "krimineller Energie" über den Skandal berichtet, wie es der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller behauptet hatte, lasse er nicht gelten. Die Berichte über die Missbrauchsfälle seien ihm "wenig reißerisch, wie sachlich und sorgfältig" vorgekommen, so Prantl. "Es wird bei dieser Medienschelte, bei dieser Verfluchung so getan, als seien die Skandale nicht in der Kirche entstanden, sondern ihr von außen angetan worden." Zudem habe die Kirche Fragen zur Sexualität zum Tabu erklärt, und wenn es zu viele Tabus gebe, gebe es keine Wahrhaftigkeit mehr.
Die Amtskirche glaube, "ihr gebühre ein schonender Sonderstatus, sie sei unantastbar, weil sie so alt, erhaben und wertvoll sei. Andersherum wird ein Schuh daraus". Prantl ist überzeugt: "Viel zu lange hat sich die Kirche nur selbst beweihräuchert." Statt Zufluchtsort zu sein, habe sich die Kirche "verbarrikadiert, kritische Fragen an sich abprallen lassen und darauf mit rechthaberischen Worten gekontert". Prantl fügte hinzu: "Kirche ist Kirche nur dann, wenn sie für andere da ist.
Konter vom Sprecher der Bischofskonferenz
Der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, nahm die negative Auszeichnung persönlich entgegen, was ungewöhnlich ist, da nur wenige "Ausgezeichnete" zur Verleihung der "Verschlossenen Auster" kommen. Kopp räumte ein, dass es in der kirchlichen Kommunikationsarbeit Verbesserungsbedarf gebe. "Ja, wir haben als katholische Kirche die größte Krise seit 1945. Ja, wir haben uns zu lange vor die Täter gestellt und nicht auf die Opfer geschaut. Ja, wir haben Kommunikationsfehler gemacht", sagte Kopp. Den Bischöfen sei aber klar geworden, dass sie sich drängenden Fragen stellen müssten. Eine Kirche, die den Menschen nahe sein wolle, könne sich nicht verschließen, fügte Kopp hinzu. Im Umgang miteinander erwarte die Kirche von den Medien aber auch "Fairness".
Er nehme den Preis persönlich entgegen, "um deutlich zu machen, dass zur Kirche der Dialog mit der Welt selbstverständlich und wesentlich dazu gehört, auch wenn es sich für Sie Journalistinnen und Journalisten sicherlich manchmal anders darstellt". Die Kirche sei kein Wirtschaftsunternehmen oder eine politische Partei, und daher könne sie auch nicht ebenso transparent sein. Stattdessen sei die Kirche "nicht von dieser Welt" und frage immer nach dem Jenseits und dem Transzendenten, so der Katholik. (pro)
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