„Journalisten sollen keine Politik machen“

Die bayerische Familienministerin Christine Haderthauer hat deutliche Kritik an der deutschen Medienlandschaft geübt. Bei der Verleihung des Dominikus-Preises in Erfurt erklärte sie: "Landauf, landab, lese ich in Zeitungen nur noch das Gleiche." Es brauche Stimmen, die alternative Sichtweisen vertreten.
Von PRO

"Der Meinungs-Mainstream hat eine mediale Macht wie nie zuvor", sagte die CSU-Politikerin, die in Erfurt vom "Institut für neue soziale Antworten" für ihre familienpolitischen Ansätze mit dem neu geschaffenen Dominikus-Preis ausgezeichnet wurde. "Wir hatten früher Medienlandschaften, die sehr vielfältig waren. Da konnten Sie verschiedene Zeitungen lesen und haben tatsächlich Verschiedenes in diesen Zeitungen gelesen." Heute hingegen ergehe es ihr so, berichtet Haderthauer, dass sie in allen Medien nur noch das Gleiche lese – bis auf wenige Ausnahmen. Das sei nicht nur als Vorwurf gemeint: "Die haben es ja auch wirtschaftlich schwer und müssen zunehmend auf Agenturen zurückgreifen. Und wenn sie alle die gleiche Quelle haben, dann steht auch in jeder Zeitung das Gleiche. Mitdenken ist halt teuer, weil man dann auch Leute haben muss, die denken können."

Um so wichtiger ist es aus Haderthauers Sicht, dass die Politiker den Medienmachern "die Politik wieder aus der Hand nehmen": "Wir sind gewählt, um Politik zu machen, und nicht die Journalisten." Die Meinung in der Bevölkerung habe manchmal sehr wenig mit der in Rundfunk und Presse veröffentlichten Meinung zu tun. Wenn dieser veröffentlichten Meinung nichts entgegengesetzt werde, so werde sie irgendwann zum Mainstream: "Wie sollen sich die Leute denn dagegen wehren? Es braucht eine Stimme die sagt: Hey, man kann das auch anders sehen."

Haderthauer gilt als entschiedene Vorkämpferin für die Einführung des Betreuungsgeldes. Mit Blick auf die politische Debatte um dieses Thema sagte sie: "Unsere Gesellschaft muss sich irgendwann entscheiden, wie sie Demokratie leben will. Wir haben es verlernt, Gegensätze und unterschiedliche Meinungen aushalten zu können. Alles in der Gesellschaft strebt zum Konsens, und das ist ganz furchtbar für eine Demokratie." Meinungsverschiedenheit mache eine Demokratie aus, und wenn Politiker nicht den Mut hätten, Farbe zu bekennen, könne man gleich die Demoskopen regieren lassen.

"Widerstand aus christlicher Fundierung"

"Alles, was die Familie stärkt, ist lebenserhaltend für die vitale Gesellschaft", erklärte Haderthauer und fügte an, dass das Betreuungsgeld in diese Kategorie falle. Es gehe ihr nicht darum, Familien Lebensentwürfe vorzuschreiben, sondern ihnen eine Wahlmöglichkeit zu geben. Die Geschichte habe gezeigt, dass dort, wo der Staat in den Kern der Gesellschaft, nämlich die Familie, hineinzuregieren versuche, aus christlicher Fundierung mentaler Widerstand wachse. Das Erziehungsgeld der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sei ein solcher Kontrapunkt zur Alternative der Erziehung in der Krippe: "Nur durch diesen Kontrapunkt bekommen wir eine freie Gesellschaft – denn wenn ich keine Alternativen habe, dann kann ich auch nichts wählen."

Der Präsident des Deutschen Familienverbandes und Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen, Klaus Zeh, lobte Haderthauer in seiner Laudatio als "verdiente Preisträgerin, stellvertretend für viele Eltern, für die sie sich einsetzt". Zeh würdigte, dass Haderthauer sich auch von starkem Gegenwind nicht von ihren Positionen abbringen lasse. "Unser Zeitgeist wird dominiert von einer Öffentlichkeit, die nicht das abbildet, was die Menschen empfinden", sagte er. "Familien sind keine überholte Struktur. Ohne die Familien ist kein Staat zu machen, gibt es keine Zukunft für die Gesellschaft." Zeh unterstrich seine Thesen durch die jüngste Shell-Jugendstudie, wonach sich 96 Prozent aller jungen Leute zwischen 14 und 16 Jahren eine feste Partnerschaft und Kinder wünschen.

Weitere Preisträger: Kriminalprävention und Astronomieunterricht

Das gemeinnützige "Institut für neue soziale Antworten" finanziert sich durch Spenden und öffentliche Mittel. Mit dem Dominikus-Preis sollen nach eigenen Angaben innovative Ideen sowie soziales und gesellschaftliches Engagement gefördert werden. Benannt ist der Preis nach dem Heiligen Dominikus, wie Institutsleiter Hermann Binkert erklärte. Als Schutzpatron der fälschlich Angeklagten, der Wissenschaftler und der Astronomen passe er hervorragend zu den diesjährigen Preisträgern. Das Preisgeld von 10.000 Euro wurde zu gleichen Teilen unter den Geehrten aufgeteilt und von diesen für gemeinnützige Zwecke gespendet.

Die Initiative "Seehaus e.V." erhielt den Preis für ihre Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen. An ihren beiden Standorten bei Leipzig und Stuttgart leben verurteilte Jugendliche als Alternative zum Gefängnis in einer Familiengemeinschaft, wo sie Fortbildungen erhalten und christliche Werte vermittelt bekommen sollen.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der 17-jährige Constantin Weickart. Der Schweizer Schüler setzt sich für die Einführung der Astronomie als Schulfach ein und hat Modelle entwickelt, um sehbehinderten Menschen den Aufbau des Universums zu vermitteln. Sein Engagement gegen so genannten "Lichtsmog" wurde in einem schriftlichen Grußwort von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) gewürdigt. (pro)

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