Journalist kritisiert „Christival“-Berichterstattung

Scharfe Kritik an der Berichterstattung christlicher Medien im Vorfeld des evangelikalen Jugendfestivals "Christival" hat der baptistische Journalist Andreas Malessa geäußert. Insbesondere mit der Kritik des Grünen-Abgeordneten Volker Beck am Christival sei falsch umgegangen worden, so der Journalist auf der Tagung "Runder Tisch Evangelisation" der Lausanner Bewegung, die seit Montag in Berlin stattfindet.
Von PRO

Das „politische Eigentor“ der Christival-Kritik des Grünen-Abgeordneten Beck, das letztlich nur dazu führe, dass die 16.000 Christival-Teilnehmer nie im Leben die Grünen wählen würden, wurde „nicht etwa belacht“, sagte Malessa (Hochdorf b. Stuttgart) auf der Tagung „Runder Tisch Evangelisation“. „Stattdessen wurde in gewohnt alarmistischem Ton der kurze Zwischenfall 15 Wochen lang zu einer gesamtabendländischen Christenverfolgung aufgeblasen.“

Verkündigung nicht mit der Ethik beginnen

In seinem Vortrag über „Verkündigung in der Postmoderne“ warnte Malessa ferner vor  fundamentalistischen Schriftauslegungen. „Wer Verkündigung des Evangeliums von seinen ethischen Rändern her beginnt, wird Zulauf haben“, sagte der Journalist.

„Alle hermetischen Gruppen und Sekten haben den. Je fundamentalistischer, je radikaler, je simpler eine Bewegung, eine Bibelschule, eine Gemeinde argumentiert, umso attraktiver ist sie zunächst für den postmodernen Sinn- und Heimatsuchenden.“ Wer dieser Versuchung nachgibt, verkündige aber nicht mehr das Evangelium, sondern die Grenzen seines eigenen Schriftverständnisses, seines Gottesbildes und seiner Gemeinde  als  Evangelium.

„Auch für christliche Gemeinden gibt es einen Lackmustest“

Malessa zufolge gibt es auch für christliche Gemeinden einen Lackmustest. Er laute: „Was macht Ihr mit mir, wenn heute meine Frau wegläuft, mich morgen die Steuerfahndung anklagt und sich übermorgen mein Sohn als schwul outet? Darf ich dann weiterhin in der Gemeinde mitarbeiten?“ Auch im frommen Deutschland verbiete es sich, eine moralische Überlegenheit des Christen als evangelistisch-missionarisches Argument zu predigen.

„Die erstaunliche Milde, mit der eine sonst so beißfreudige fromme Publizistik die Scheidung der niedersächsischen Landesbischöfin Margot Käßmann im Frühjahr 2007 kommentierte, ließ manche Leser ahnen, in wie vielen Ehen evangelikaler Führungspersonen es wohl auch nicht zum Besten stehen muss“, sagte der Journalist.

Siggelkow: Mehr gegen Kinderarmut tun

Mehr christliches Engagement gegen die Vernachlässigung von Kindern forderte der Leiter des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks „Die Arche“, Bernd Siggelkow (Berlin). Die Zahl vernachlässigter oder von ihren Eltern alleingelassener Kinder in Deutschland nehme immer stärker zu, so Siggelkow auf der Tagung. Gleichzeitig werde die Bundesrepublik von einer Welle von Teenager-Schwangerschaften überrollt. Viele Jugendliche wünschten sich Kinder, um ihnen die Liebe zu geben, die ihre Eltern ihnen nicht mehr geben könnten. „Wir leben leider in einem Land und in einer Zeit, die sich relativ wenig um die eigenen Kinder schert.“

Die meisten Konfessionslosen leben im Westen

Der ehemalige Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft missionarischer Dienste beim Diakonischen Werk der EKD, Pfarrer Hartmut Bärend, erinnerte die Teilnehmer der Konferenz daran, dass rund 30 Millionen Bundesbürger konfessionslos sind. Dies sei kein spezifisch ostdeutsches Problem.

„Zwar sind im Osten 75 Prozent der Bevölkerung konfessionslos, und im Westen 25 Prozent – aber schaut man sich die nackten Zahlen an, sind es 10 bis 12 Millionen im Osten und 16 bis 18 Millionen Konfessionslose im Westen.“ Gemeinden müssten mit Leidenschaft und aus „Liebe zu den Fremden“ auf diese Menschen zugehen, betonte Bärend, der während seines Vortrags vorschlug, über eine „Dekade der Evangelisation“ in Deutschland nachzudenken.

Veranstalter der Tagung „Runder Tisch Evangelisation“ ist die Lausanner Bewegung Deutschland. Vorsitzende der Initiative ist Birgit Winterhoff, Pfarrerin in der Westfälischen Kirche. Der frühere Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft missionarische Dienste, Hartmut Bärend, und der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, sind stellvertretende Vorsitzende.

Weitere Informationen: www.lausannerbewegung.de

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