„Journalismus ist kein Beamtenjob“

Journalisten sollen mutig und kreativ sein, statt dauernd über ihre Branche zu jammern. Das fordert der Publizist Hajo Schumacher ist einem Debattenbeitrag für die Nachrichtenagentur dapd. Von einer "schmerzhaften Entwertung" des Berufs "Journalist" schreibt hingegen MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller.
Von PRO

Es sei keine Frage, dass die Zeiten für den Journalismus "nicht so golden wie einst" seien, schreibt Schumacher in der Artikel-Serie, in der prominente Journalisten eine Bestandsaufnahme der deutschen Medienlandschaft vornehmen. "Kann es dennoch sein, dass sich eine ganze Branche in den vergangenen Jahren (…) selbst in die Grütze gejammert hat?" Auf unzähligen Foren, Podien und Fachtagungen hätten sich Medienmenschen gegenseitig eingeredet, dass ihre Branche "den Bach runter geht". Schumacher bedauert: "Wäre doch all diese Larmoyanz-Energie in Kreativität und neue Produkte geflossen."

Schumacher, Geschäftsführer der "textmanufaktur" und Herausgeber des Branchenblatts "V.i.S.d.P.", blickt sehnsüchtig auf die Entwicklung der deutschen Presselandschaft zurück: "Wie zum Beispiel hätten ‚Spiegel‘, ‚Stern‘, ‚Bild‘ und viele andere Blätter nach dem Krieg entstehen sollen, wenn Augstein, Nannen und Springer über Betroffenheitspodien geturnt wären, um mangelnde Kaufkraft zu bejammern?" Schumacher wünscht sich mehr Innovationen in der Medienlandschaft und stellt fest: "Journalismus ist kein Beamtenjob, es gibt auch kein Grundrecht auf fette Honorare oder Veröffentlichung." Die Branche sei immer von Verrückten, Großmäulern und Grenzgängern beflügelt worden – "und Leidenschaft war ihr Treibstoff".

"Qualitätsjournalismus hat als Geschäftsmodell ausgedient"

Der Text von Schumacher ist Teil einer Serie von Kommentaren, in denen Insider über die aktuelle Situation in deutschen Medienkonzernen berichten. So schreibt beispielsweise der Hörfunkdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Johann Michael Möller: Der Qualitätsjournalismus habe offenbar als Geschäftsmodell ausgedient, "und das dazugehörige Berufsbild erfährt in diesen Jahren eine schmerzhafte Entwertung". Erfahrene Fachjournalisten würden zunehmend durch "Heerscharen namenloser Contenterzeuger" ersetzt.

"Qualitätsjournalismus hat seinen Preis", ergänzt die stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Ulrike Kaiser. "Er erfordert Investitionen. In Aus- und Weiterbildung, in Arbeitsbedingungen." Auf der Nutzen-Seite stünden Glaubwürdigkeit, Profil, Image sowie Orientierung für die Gesellschaft.

Weitere Diskussionsbeiträge stammen unter anderem vom Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen", Paul-Josef Raue, und dem parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Hans-Joachim Otto. Ihre Kommentare zur Perspektive des Journalismus in Deutschland sind online bei der Nachrichtenagentur dapd zu finden. (pro)

http://blogs.dapd.de/journalismus/
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