JIM-Studie: „Nachrichten sind nicht out bei Jugendlichen“



Lösen Smartphone und Computer wirklich das gedruckte Buch und die Zeitung ab? Glaubt man den Ergebnissen der aktuellen JIM-Studie des "Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest", sind diese Sorgen nicht wirklich begründet. Dies geht aus den am heutigen Freitag in Mannheim vorgestellten Zahlen hervor.
Von PRO

Demnach haben fast alle Jugendlichen ein eigenes Handy, jeder vierte besitzt sogar ein Smartphone, auf das er im Schnitt 22 Anwendungsprogramme aus dem Internet heruntergeladen hat. Besonders häufig handelt es sich dabei um Programme sozialer Netzwerke und Computerspiele. Das Smartphone, so die Nachrichtenagentur dpa, sei aus dem Alltag vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken. Vor einem Jahr waren es lediglich 14 Prozent, die ein solches Gerät besaßen.



Die Nutzung moderner Medien stehe nicht unbedingt im Widerspruch zur Verwendung klassischer Medien, erklärten die Forscher bei der Vorstellung der Zahlen. Bücher und Radio seien in der Gunst der Jugendlichen sogar wieder etwas gestiegen. Immerhin 46 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren schauen sich regelmäßig Nachrichten im TV an, am häufigsten die ARD-"Tagesschau". "Nachrichten sind nicht out, auch wenn das manche in der Vergangenheit gerne vermitteln wollten", zitiert dpa den Präsidenten der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg Thomas Langheit.


Kürzer online, dafür mehr Radio


Von den 1.200 befragten Jugendlichen schauen 89 Prozent regelmäßig Fernsehen. Bei einem täglichen Konsum von durchschnittlich 113 Minuten sind vor allem Castingshows beliebt. Die gleiche Anzahl der Befragten sind täglich oder mehrmals wöchentlich online. Der Konsum hier liegt bei 134 Minuten täglich und ist damit gegenüber dem Vorjahr um vier Minuten gesunken. 78 Prozent hören regelmäßig Radio, das sind vier Prozentpunkte mehr als 2010. Jeweils 14 Prozent nutzen das Internet mittlerweile zum Radiohören oder Fernsehen.

So gut wie keine Rolle spielen die neuen Medien derzeit bei der Lektüre von Büchern. Nur ein Prozent der befragten Jugendlichen verwendet E-Books. Zugleich lesen mehr Jugendliche in ihrer Freizeit wieder Bücher: 44 Prozent sind der Studie zufolge regelmäßige Leser, 1998 waren es 38 Prozent. Nach wie vor greifen Mädchen häufiger zum Buch als Jungen.

Tageszeitung liegt bei der Glaubwürdigkeit vorne


Bei der Glaubwürdigkeit der Informationen liegt die Tageszeitung an der Spitze, gefolgt von Fernsehen, Radio und Internet. Von 44 auf 42 Prozent gesunken ist die Zahl derjenigen die regelmäßig zu einer Tageszeitung greifen, wobei drei Prozent mehr (18 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr (15 Prozent) die Online-Ausgabe nutzten. Das Internet verwenden die Jugendlichen vor allem zur Kommunikation – insbesondere in sozialen Netzwerken. 78 Prozent, im Vorjahr waren es 71 Prozent, sind mittlerweile Mitglieder in Online-Netzwerken. Dabei hat "Facebook" (72 Prozent) dem ehemaligen Marktführer "SchülerVZ" (29 Prozent) den Rang abgelaufen.

Auch das Problem "Cybermobbing" wurde untersucht: 14 Prozent der Befragten berichten, dass schon einmal Falsches oder Beleidigendes im Internet über sie verbreitet wurde. 22 Prozent haben erlebt, dass jemand "fertiggemacht" wurde. Damit sind die Zahlen gegenüber dem Vorjahr konstant. Aus Sicht der Forscher ist positiv, dass immer mehr Jugendliche darauf achten, in sozialen Netzwerken ihren – im Schnitt – 206 "Freunden" nicht zu viel Privates von sich preiszugeben.



Für die JIM-Studie (Jugend, Information, Multimedia) werden seit 1998 jedes Jahr etwa 1.200 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren befragt. Die Studienreihe ist ein Projekt der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz. Die Studie wurde zusammen mit der SWR Medienforschung, der ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft, der Stiftung Lesen sowie der Bundeszentrale für politische Bildung und den Landeszentralen für politische Bildung Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erstellt. (pro/dpa)

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