Widerstandskämpfer, erster schwarzer Präsident seines Landes, Friedensnobelpreisträger: „Nelson Mandela ist Gottes Geschenk für unser Land“, sagte sein erster Nachfolger auf dem Präsidentenposten, Thabo Mbeki, laut Spiegel Online schon lange vor Mandelas Tod 2013. Diese Meinung vertraten auch viele Südafrikaner.
Nelson Rolihlahla Mandela wurde am 18. Juli 1918 in der Region Transkei in Südafrika geboren. Sein traditioneller Clanname war Madiba. Mandela war der bekannteste Kämpfer gegen die Apartheid seines Landes. Wegen seines Widerstandes gegen die Apartheid-Regierung Südafrikas musste er 27 Jahre seines Lebens in Haft verbringen, die meiste Zeit davon im Gefängnis auf Robben Island vor Kapstadt.
Als Schwergewichtsboxer aktiv
Mandela wuchs in einer Familie der Xhosa auf. Sein Vater war Berater eines Königs. Von 1925 an ging Mandela auf eine Schule der Methodisten. Ab dem Alter von 21 Jahren studierte er im Missions-College von Fort Hare in Alice Englisch, Anthropologie, Politik, „Eingeborenenverwaltung“ und Römisch-Holländisches Recht. Dort begegnete er seinem langjährigen politischen Weggefährten Oliver Tambo, dem späteren Präsidenten des African National Congress (ANC).
Ab dem Jahr 1941 arbeitete Mandela in Johannesburg unter anderem in einer Rechtsanwaltskanzlei und war auch als Schwergewichtsboxer aktiv. Im Fernstudium erwarb er einen Bachelor of Arts in Jura, dann studierte er zusätzlich Jura an der Witwatersrand-Universität. 1944 trat Mandela dem ANC bei und gründete im selben Jahr zusammen mit Walter Sisulu, Oliver Tambo und anderen die ANC-Jugendliga.
Nach dem Wahlsieg der „Afrikaaner“-dominierten National Party 1948 herrschte eine Politik der Rassentrennung, gegen die sich Mandela verstärkt einsetzte. Er wurde zunächst vom Modell des gewaltlosen Widerstandes von Mahatma Gandhi beeinflusst. Doch nachdem 1960 bei einem Massaker in Sharpeville unbewaffnete Demonstranten erschossen und der ANC verboten wurde, akzeptierte Mandela auch den gewaltsamen Kampf. 1952 wurde er erstmals wegen seines Engagements verhaftet.
Erst „Terrorist“, dann Friedensnobelpreisträger
Am 12. Juni 1964 wurde Mandela mit sieben Mitstreitern zu lebenslanger Haft wegen Sabotage und Planung bewaffneten Kampfes verurteilt. Er lehnte mehrmals das Angebot einer Freilassung ab, die an die Bedingung geknüpft war, dass der ANC auf den bewaffneten Kampf verzichten solle. Als Unterstützung und zur Forderung von Mandelas Freilassung fanden viele Solidaritätskundegebungen weltweit statt, unter anderem 1988 ein Konzert zu seinem 70. Geburtstag. Im selben Jahr wurde Mandela von US-Präsident Ronald Reagan als „Terrorist“ auf eine Watch-List gesetzt. Erst im Jahr 2008 wurde er unter George W. Bush von dieser Liste gestrichen.
Am 11. Februar 1990 wurde Mandela schließlich aus der Haft entlassen. Südafrikas Staatspräsident Frederik de Klerk hatte den Befehl gegeben und wenige Tage zuvor das Verbot des ANC aufgehoben. Mandela und de Klerk erhielten 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis. Der ANC gewann bei den ersten demokratischen Wahlen Südafrikas die absolute Mehrheit und Mandela wurde am 9. Mai zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.
Mandela heiratete drei Mal. Aus zwei dieser Ehen stammen sechs Kinder. Sein erster Sohn, Madiba Thembekili, kam 1969 bei einem Autounfall ums Leben. 2005 starb sein zweiter Sohn Makgatho Mandela im Alter von 54 Jahren an den Folgen der Immunschwächekrankheit AIDS. 1964 heiratete Mandela Winnie Madikizela, doch die Ehe wurde 1992 nach 38 Jahren geschieden. An seinem 80. Geburtstag heiratete Mandela Graça Machel. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Mandela bei der Schlussfeier der Fußballweltmeisterschaft 2010. In dem Buch „Nelson Mandela: Bekenntnisse“ (2010) versammelte der Friedensnobelpreisträger zahlreiche Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Interviews und Passagen der geplanten, aber nie vollendeten Fortsetzung der Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“.
Mandela war Methodist
Mandela gehörte der Methodistischen Kirche an. In einer Rede bei einem christlichen Oster-Treffen im Jahr 1994 sagte er: „Wir erheben unsere Stimmen in heiliger Freude, um den Sieg zu feiern, den der auferstandene Christus über die schreckliche Macht des Todes errungen hat. Ostern ist ein Fest der Freude! Denn es ist ein Fest der Hoffnung.“ Mandela glaubte nach eigenem Bekunden an Jesus als den auferstandenen Messias, der „nicht eine bestimmte Rasse auserwählt, nicht ein bestimmtes Land oder Sprache, sondern die ganze Menschheit“.
Der Politiker lebte zuletzt in seinem Heimatdorf Qunu. In den vergangenen Jahren musste er mehrmals ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Welt verneigt sich vor „Gigant des 20. Jahrhunderts“
„Auch viele Jahre im Gefängnis konnten Nelson Mandela nicht brechen oder bitter machen – aus seiner Botschaft der Versöhnung ist schließlich ein neues, besseres Südafrika entstanden“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag nach Angaben ihres Sprechers. „Nelson Mandelas leuchtendes Beispiel und sein politisches Vermächtnis der Gewaltfreiheit und der Absage an jeglichen Rassismus werden für Menschen auf der ganzen Welt noch lange Zeit eine Inspiration bleiben.“
US-Präsident Barack Obama bezeichnete Mandela als „großes Vorbild für alle Menschen“. Die Welt habe einen der einflussreichsten und mutigsten Menschen verloren, sagte er am Donnerstag im Weißen Haus. „Ich bin einer von ungezählten Millionen, die durch Nelson Mandelas Leben inspiriert wurden“, sagte Obama laut dem Handelsblatt. „Ein freies Südafrika im Frieden mit sich selbst als Vorbild für die Welt – das ist Madibas Vermächtnis an seine geliebte Nation.“
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bezeichnete Mandela als „Giganten der Gerechtigkeit“. Der Friedensnobelpreisträger sei eine „Quelle der Inspiration“ für die ganze Welt gewesen, erklärte Ban in New York. Der britische Premierminister David Cameron teilte über Twitter mit, dass ein „großes Licht in der Welt erloschen“ sei. „Nelson Mandela war ein Held unserer Zeit.“
Dieser Beitrag erschien erstmals anlässlich Mandelas Tod im Dezember 2013. pro veröffentlicht ihn erneut, weil Mandela am Mittwoch 100 Jahre alt geworden wäre.
Von: Jörn Schumacher/Moritz Breckner