Rebell, Aufrührer, Träumer oder Revolutionär: Mit welchen dieser oder anderer Attribute die Person Jesus Christus zu versehen ist, haben sich die Gäste in der aktuellen Ausgabe des "ZDF-Nachtstudio" am Sonntag beschäftigt. Dabei wurde auch historisch Wissenswertes über die Lebenswelt Jesu vermittelt.
Von PRO
Foto: ZDF/pro
"Der Mann Jesus – Revolutionär der Weltgeschichte?", lautet das Thema zu
dem Moderator Volker Panzer seine fünf Diskussionspartner eingeladen
hatte. Der Rabbiner Walter Homolka sah in Jesus, dessen Passion eng an
die des jüdischen Volkes geknüpft sei, einen mahnenden Propheten. "Den
Juden wurde die Verantwortung für den Tod des Religionsgründers gegeben.
Dies hat dem jüdischen Volk viel Leid, Not und Zerstörung gebracht."
Ihm gehe es darum zu verdeutlichen, dass "wir nicht diejenigen sind, die
das Heil der Menschen verderben und Christen ans Leder wollen."
Kein
Erfolgsrezept, sondern ein Bewältigungsversuch
Aus Sicht des
Leipziger Philosophieprofessors Christoph Türcke sei Jesus ein
Vertriebener Johannes des Täufers. Weil Jesus heilen konnte und seine
Autorität gegenüber dem Meister verletzt habe, sei Jesus als Sündenbock
missbraucht worden. Jesus habe sich auch nur deswegen taufen lassen,
weil er sich als sündiger Mensch fühlte.
Die frühe Geschichte des Christentums sei, so Türcke, kein Erfolgsrezept, sondern ein "Bewältigungsversuch von Überwältigten". Jesu Gefolgsleute seien traumatisiert gewesen. Sie mussten mit dem Zusammenbruch der eigenen Erwartungen und der Mitschuld an Jesu Tod fertig werden. Dies alles habe zu einer Wendung des "Untoten" in den "Auferstandenen" und vom furchtbaren Opfertod zur sinnstiftenden Auferstehung geführt. Erst durch das Erzählen seien Jesu Anhänger von ihren traumatischen Erfahrungen losgekommen.
Der Theologe Wolfgang Stegemann skizzierte Jesus als einen einfachen Landbewohner, der mit seinem "Programm" um die Menschen warb. "Er stand auf der Seite der Armen, Kranken und Unterdrückten", so Stegemann. Die Idee die Königsherrschaft Gottes zu verwirklichen, sei auf die Interessen der regierenden Kolonialmacht gestoßen. Sein Anspruch, friedlich und gewaltlos eine Veränderung zu schaffen, habe die Spirale der Gewalttätigkeit unterbrochen. Die von Türcke geäußerten Ansichten entsprächen nicht den Schriften des Neuen Testaments, so Stegemann.
"Geschehen nicht in seiner gesamten Grausamkeit darstellbar"
Christian Stückl, Spielleiter der bald beginnenden Passionsspiele in Oberammergau, hielt es für wichtig, Jesus nicht nur auf den Leidenden zu reduzieren, so wie dies in Mel Gibsons Film "Passion Christi" der Fall gewesen sei. Um diesen Eindruck zu vermeiden, habe er sich bemüht, die Person Jesu "auf die Welt herunterzuholen und für die Menschen dieser Welt spürbar und greifbar zu machen". Der diesjährige Jesus-Darsteller in Oberammergau, Frederik Mayet, betonte, dass man das Geschehen rund um Jesus gar nicht in seiner ganzen Grausamkeit darstellen könne.
"Wir können die Auferstehung Jesu empirisch nicht beweisen", bilanzierte Stegemann am Schluss der Sendung. Es sei nirgendwo belegt wie Jesus auferstanden ist, sondern nur die Erfahrungen, die seine Nachfolger mit ihm gemacht haben. Das Christentum beruhe auf Menschen, die diese Erfahrungen gemacht, weitererzählt und den Weg bis zum Ende gegangen seien, erklärte der Theologe. (pro)
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