Die Zeitung führte das Doppelinterview mit zwei Frauen, die beide in der Politik aktiv sind, und zugleich eine kirchliche Funktion ausüben. Klöckner ist Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken, Göring-Eckardt ist Bundestagsvizepräsidentin und Präses der EKD-Synode.
Für Göring-Eckardt ist Ostern "der höchste christliche Feiertag, mir ist Ostern wichtiger als Weihnachten". Ostern stehe für die große Verwunderung, für das ewige Erstaunen: "Jesus lebt, und wir sollen auch leben! Denn Gott zeigt in der Auferstehung: Dieser Jesus ist da und bleibt da, wir Menschen können ihn nicht zerstören, nicht verscharren, nicht mundtot machen." Sie fügt hinzu: "Ostern ist die Zusage, dass es bei Gott nichts Endgültiges gibt und man darum immer wieder neu anfangen kann, auch wenn man etwas komplett falsch gemacht hat oder zutiefst bereut. Man selbst darf verzweifelt sein. Selbst Jesus war verzweifelt. Aber die Verzweiflung behält nicht das letzte Wort."
Die Grünen-Politikerin betont, dass Politiker "sehr normale Menschen" seien. "Die Frage ist, ob sie den Trost durch Gott empfinden und dadurch die Stärke haben, auch demütig sein zu können. Es ist ja eine Mutprobe, demütig zu sein. Man muss stark sein, wenn man sein eigenes Scheitern zugibt. Ich merke es immer wieder, dass die Leute völlig verblüfft sind, wenn ich einen Fehler zugebe."
"Zu wenige Menschen suchen nach dem scheinbar unsichtbaren Gott"
Politiker könnten vom Osterfest lernen, dass nach jedem Niederschlag ein Neuanfang möglich sei, so ihre Kollegin Klöckner. Und: "Dass wir von Gott getragen sind. Das bezeichne ich als Urvertrauen – ein Geschenk, das mich ruhig und gelassen werden lässt." Ihr helfen bei ethischen Fragen in der Politik "das christliche Menschenbild, Wert und Würde eines jeden Einzelnen". Sie sei etwa bei der Entscheidung zur Patientenverfügung "strikt gegen aktive Sterbehilfe", und bei der Frage nach der Präimplantationsdiagnostik "für den ungeteilten Embryonen-Schutz und deshalb gegen Embryonenvernichtung". Göring-Eckardt erwidert darauf, dass sie "evangelisch geprägt" sei und für sie zur Freiheit eines Christenmenschen dazugehöre, Positionen immer wieder anzweifeln und die Dinge immer wieder neu durchdenken zu können.
Für sie gebe es Situationen, in denen sie unterscheide, so Göring-Eckardt: "Jetzt äußere ich mich dezidiert als grüne Politikerin und jetzt als Präses der evangelischen Kirche. Manchmal sage ich dann dazu, dass meine Kirche oder meine Partei das anders sehen", sagt die Grünen-Politikerin.
Klöckner erklärt, die Kirche nehme zuvorderst die Sicht der bedürftigen Betroffenen ein. "In der Politik kommt eine Ebene hinzu: Zur Solidarität zählt auch, dass man den Blick auf die Personen richtet, die als Steuerzahler dafür sorgen, dass überhaupt etwas verteilt werden kann."
Auf die Frage, ob es in Deutschland eine Glaubens- oder eine Kirchenkrise gebe, antwortet Göring-Eckardt: "Die Frage dahinter heißt: Hat sich Gott jetzt eigentlich versteckt? Oder ist er ein unsichtbarer Gott geworden? Leben wir in einer zu geschäftigen, zu lauten, zu atemlosen Welt, um ihn zu entdecken?" Sie ist der Meinung: "Tatsächlich begeben sich heutzutage zu wenige Menschen auf die Suche nach diesem scheinbar unsichtbaren Gott. Dort, wo der Glaube an Gott nicht gelebt wird, tragen die kleinen Götter der Trivialisierung den Sieg davon. Auf der anderen Seite haben wir aber auch eine große Gottessehnsucht, weil viele hoffen, dass in schwierigen Situationen Gott da ist, um uns zu halten. Das treibt mehr Menschen um, als wir manchmal denken."
Ihre CDU-Kollegin erwidert: "Mangelnder Glaube ist eher Ausdruck des fehlenden Bewusstseins, dass da etwas Höheres ist. Die intensivsten Glaubensdiskussionen habe ich übrigens mit Atheisten. Jeder Mensch ist auf der Suche. Für mich hat es etwas Erlösendes, zu wissen, wonach ich suche." (pro)
Für Göring-Eckardt ist Ostern "der höchste christliche Feiertag, mir ist Ostern wichtiger als Weihnachten". Ostern stehe für die große Verwunderung, für das ewige Erstaunen: "Jesus lebt, und wir sollen auch leben! Denn Gott zeigt in der Auferstehung: Dieser Jesus ist da und bleibt da, wir Menschen können ihn nicht zerstören, nicht verscharren, nicht mundtot machen." Sie fügt hinzu: "Ostern ist die Zusage, dass es bei Gott nichts Endgültiges gibt und man darum immer wieder neu anfangen kann, auch wenn man etwas komplett falsch gemacht hat oder zutiefst bereut. Man selbst darf verzweifelt sein. Selbst Jesus war verzweifelt. Aber die Verzweiflung behält nicht das letzte Wort."
Die Grünen-Politikerin betont, dass Politiker "sehr normale Menschen" seien. "Die Frage ist, ob sie den Trost durch Gott empfinden und dadurch die Stärke haben, auch demütig sein zu können. Es ist ja eine Mutprobe, demütig zu sein. Man muss stark sein, wenn man sein eigenes Scheitern zugibt. Ich merke es immer wieder, dass die Leute völlig verblüfft sind, wenn ich einen Fehler zugebe."
"Zu wenige Menschen suchen nach dem scheinbar unsichtbaren Gott"
Politiker könnten vom Osterfest lernen, dass nach jedem Niederschlag ein Neuanfang möglich sei, so ihre Kollegin Klöckner. Und: "Dass wir von Gott getragen sind. Das bezeichne ich als Urvertrauen – ein Geschenk, das mich ruhig und gelassen werden lässt." Ihr helfen bei ethischen Fragen in der Politik "das christliche Menschenbild, Wert und Würde eines jeden Einzelnen". Sie sei etwa bei der Entscheidung zur Patientenverfügung "strikt gegen aktive Sterbehilfe", und bei der Frage nach der Präimplantationsdiagnostik "für den ungeteilten Embryonen-Schutz und deshalb gegen Embryonenvernichtung". Göring-Eckardt erwidert darauf, dass sie "evangelisch geprägt" sei und für sie zur Freiheit eines Christenmenschen dazugehöre, Positionen immer wieder anzweifeln und die Dinge immer wieder neu durchdenken zu können.
Für sie gebe es Situationen, in denen sie unterscheide, so Göring-Eckardt: "Jetzt äußere ich mich dezidiert als grüne Politikerin und jetzt als Präses der evangelischen Kirche. Manchmal sage ich dann dazu, dass meine Kirche oder meine Partei das anders sehen", sagt die Grünen-Politikerin.
Klöckner erklärt, die Kirche nehme zuvorderst die Sicht der bedürftigen Betroffenen ein. "In der Politik kommt eine Ebene hinzu: Zur Solidarität zählt auch, dass man den Blick auf die Personen richtet, die als Steuerzahler dafür sorgen, dass überhaupt etwas verteilt werden kann."
Auf die Frage, ob es in Deutschland eine Glaubens- oder eine Kirchenkrise gebe, antwortet Göring-Eckardt: "Die Frage dahinter heißt: Hat sich Gott jetzt eigentlich versteckt? Oder ist er ein unsichtbarer Gott geworden? Leben wir in einer zu geschäftigen, zu lauten, zu atemlosen Welt, um ihn zu entdecken?" Sie ist der Meinung: "Tatsächlich begeben sich heutzutage zu wenige Menschen auf die Suche nach diesem scheinbar unsichtbaren Gott. Dort, wo der Glaube an Gott nicht gelebt wird, tragen die kleinen Götter der Trivialisierung den Sieg davon. Auf der anderen Seite haben wir aber auch eine große Gottessehnsucht, weil viele hoffen, dass in schwierigen Situationen Gott da ist, um uns zu halten. Das treibt mehr Menschen um, als wir manchmal denken."
Ihre CDU-Kollegin erwidert: "Mangelnder Glaube ist eher Ausdruck des fehlenden Bewusstseins, dass da etwas Höheres ist. Die intensivsten Glaubensdiskussionen habe ich übrigens mit Atheisten. Jeder Mensch ist auf der Suche. Für mich hat es etwas Erlösendes, zu wissen, wonach ich suche." (pro)