„Jesus lässt sich nicht durch Yoga ersetzen“

Religiös gleichgültige Menschen treffen auf eine beliebige Kirche: Der Journalist Jürgen Kaube rät den Kirchen, die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens herauszustellen.
Von Jonathan Steinert
Passionsspiele Oberammergau, Jesus, Kreuzigung und Tod

Der christliche Glaube muss seine „Nichtersetzbarkeit“ nachweisen, wenn er überleben will. Das stellte Jürgen Kaube, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in einem Essay in der Ausgabe vom Mittwoch klar. Er dürfe nicht für das stehen, „was überall gesagt wird. Salopp formuliert, er müsste einen eigenen Witz, eine streitbare Pointe haben, er müsste überraschen können“.

Er sieht für die Kirchen keinen echten Gewinn darin, wenn sich an den Erwartungen und Bedürfnissen ihres möglichen Publikums anpasst. So würde sie zu einem Dienstleister, von dem die Menschen auswählten, welche Angebote sie nutzen.

„Jesus wird sich durch Yoga nicht ersetzen lassen, darin unterscheidet sich die Kirche von einer wirtschaftlichen Organisation, die bei Absatzschwäche ihre Produktionsziele austauschen kann“, schreibt Kaube; und fragt, was vom Christentum übrig bleibe, „wenn auch die Unsterblichkeit, die Auferstehung und die Heilswirkung des Kreuzestods“ zu „Narrativen“ und Metaphern erklärt würden. Glaube und Religion seien dafür nicht erforderlich: „Auferstehung als Metapher wirkt fade.“

Zwar glaubten viele Menschen, dass es „irgendetwas Höheres“ gebe. Aber das sei inhaltlich fast „nichts“, wenn man sonst nichts weiter über dieses Etwas sagen könne. Die Ablösung der Spiritualität von konkreten christlichen Glaubensinhalten könne als Zwischenstation auf dem Weg in die religiöse Gleichgültigkeit verstanden werden, schreibt Kaube. Hingegen zeigten Atheisten und Menschen mit ernsthaften Fragen und Zweifeln am Glauben, dass „die Sache der Religion“ noch nicht verloren sei.

28 Prozent der Deutschen glauben: Jesus war Gottes Sohn

Mit seinem Beitrag antwortete Kaube auf einen Text des Theologen Friedrich Wilhelm Graf, der in den Ostertagen in der FAZ erscheinen war. Dieser argumentierte, dass die soziologischen Untersuchungen zur Religiosität und Kirchenmitgliedschaft nur begrenzt aussagekräftig darüber sind, wie es um den Glauben im Land bestellt ist. Graf verwies unter anderem auf das große Interesse etwa an Kirchenmusik und auf die vielfältigen christlichen Milieus.

Unter anderem kritisierte er, dass aus den Antworten auf die Aussage „Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat“ ein Verlust eines traditionellen Gottesglaubens geschlussfolgert wurde. Jedoch sei dieser Glaube an Gott schon im Zuge der Aufklärung verloren gegangen. Außerdem sei es „christlich legitim“, sich „mit Blick auf Gott nicht allzu genau festzulegen“.

In einer Bevölkerungsumfrage im Auftrag von PRO sagten 42 Prozent der Deutschen, dass sie allgemein „an Gott“ glaubten, 39 Prozent, „dass es irgendeine überirdische Macht gibt.“ Dass Jesus Christus Gottes Sohn war, glauben 28 Prozent.

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