Forscher sicher: Hier tat Jesus sein erstes Wunder

Der Ort Kana gilt als derjenige, an dem Jesus sein erstes Wunder tat: Auf einer Hochzeit verwandelte er Wasser in Wein. Nun will ein Archäologe den wahren Ort gefunden haben, an dem sich die Geschichte zutrug.
Von Jörn Schumacher
Benvenuto Tisi Garofalo: Hochzeit zu Kana

Als einziger Evangelist berichtet Johannes wie Jesus auf der Hochzeit in Kana Wasser zu Wein machte. Bei Johannes ist dies das erste Wunder Jesu (Johannes 2,1–11). Der amerikanische Historiker Tom McCollough will nun den wahren Ort von diesem Wunder entdeckt haben. Wenn seine archäologischen Indizien stimmen, stellt das jahrhundertealte Traditionen in Frage.

McCollough lehrte bis 2017 Religion und Geschichte am „Centre College“ in Danville im US-Bundesstaat Kentucky, wo er seit 1980 arbeitete. Seine Spezialgebiete sind biblische Geschichte und Archäologie im Nahen Osten. Er ist Leiter der archäologischen Ausgrabungen in Khirbet Qana (Kana in Galiläa).

Die archäologische Stätte Khirbet Qana in Galiläa, etwa zwölf Kilometer nordwestlich von Nazareth, beherbergt Überreste einer Siedlung aus der hellenistischen bis früharabischen Zeit. Funde, darunter hasmonäische Münzen und Ostraka (Scherben) mit hebräischer Schrift, deuten darauf hin, dass die Bevölkerung in der Antike überwiegend jüdisch war.

Khirbet Qana wurde zwar immer wieder auch mit dem Dorf Kana identifiziert, dem Ort der Hochzeit zu Kana im Neuen Testament; doch im Laufe der Geschichte galten verschiedene andere Orte als die biblische Stätte, wie etwa Kafr Kanna acht Kilometer südlich, das seit dem 18. Jahrhundert sogar als Wallfahrtsort verehrt wurde, sowie Kana im Libanon.

Nun ist sich McCollough sicher, die fehlenden Hinweise gefunden zu haben, die für Khirbet Qana in Galiläa sprechen. Gegenüber der britischen Nachrichtenagentur „Pen News“ sagte der Archäologe, Ausgrabungen hätten einen 1.500 Jahre alten Höhlenkomplex zutage gefördert. Christliche Pilger hätten ihn genutzt, um des Wunders der Verwandlung von Wasser in Wein zu gedenken. Von 323 vor bis 324 nach Christus sei dort ein lebendiges jüdisches Dorf gewesen.

Hinweise auf Jesus

In den Gängen gibt es eingemeißelte Kreuze und andere Hinweise auf Jesus Christus. Die Höhlenwände tragen Inschriften, darunter „Kyrie Iesou“, ein griechischer Ausdruck für „Herr Jesus“. Der Komplex stammt aus dem späten fünften oder frühen sechsten Jahrhundert und blieb bis zur Kreuzfahrerzeit im zwölften Jahrhundert in Gebrauch.

In einer der Kammern des Höhlenkomplexes befand sich ein Altar, der aus dem umgedrehten Deckel eines Sarkophags errichtet worden war. Darüber war ein Regal mit einem großen Steingefäß und Platz für fünf weitere. Für McCollough entspricht das der Beschreibung des Evangeliums von sechs Steinkrügen, die für rituelle Waschungen verwendet wurden und jeweils ein Fassungsvermögen von 75 bis 110 Litern hatten.

Der Forscher erläuterte gegenüber „Pen News“: „Die uns vorliegenden Pilgertexte aus dieser Zeit, die beschreiben, was die Pilger taten und sahen, als sie nach Kana in Galiläa kamen, stimmen sehr genau mit dem überein, was wir als Kultkomplex identifiziert haben.“ Er fügte hinzu: „Es gibt kein anderes Dorf mit so vielen Beweisen, die so überzeugend für Khirbet Qana sprechen.“ Khirbet Qana erfülle auch alle in biblischen und historischen Texten genannten geografischen Kriterien.

McCollough zitierte den jüdischen Historiker Flavius Josephus (37–100 nach Christus) und stellt fest, dass auch seine Hinweise auf Kana geografisch mit der Lage von Khirbet Qana übereinstimmen. „Unsere Ausgrabungen haben gezeigt, dass dies tatsächlich ein blühendes jüdisches Dorf war, das im Zentrum eines Großteils von Jesu Leben und Wirken lag.“ Kana sei so etwas wie ein operatives Zentrum für Jesus gewesen, an das er sich mit seinen Jüngern immer wieder zurückgezogen habe.

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