Jesus auf dem Titelblatt

Rechtzeitig zu Karfreitag schafft es Jesus aufs Titelblatt: Der "Stern" und "Die Zeit" haben dem christlichen Glauben in ihren Osterausgaben Titelgeschichten gewidmet. Einen Mehrwert für den Leser bieten die Texte nur bedingt.
Von PRO

Der "Stern" rekonstruiert in einem ausführlichen Artikel die letzten Tage im Leben Jesu Christi. Dabei fließen nicht nur biblische Texte, sondern auch außerbiblische Überlieferungen und historisch-kritische Auslegungsmethoden in die Darstellung ein. Für die reale Existenz eines historischen Jesus wird beispielsweise ein Text des römischen Prokonsuls Publius Cornelius Tacitus angeführt, der von einem "Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war", berichtet. Biblische Wunder wie die Auferweckung des toten Lazarus werden jedoch relativiert: "Es kommt in dieser Zeit durchaus vor, dass Menschen versehentlich scheintot ins Grab gelegt werden und noch Tage später erwachen."

Laien Fragen, Pfarrer antworten

In der "Zeit" nehmen die sächsischen Theologen Andreas Horn, Christoph Wohlgemuth und Albrecht Nollau Stellung zu den Fragen von Lesern. Sie wirken am Projekt "go life" mit, bei dem Pfarrer in Veranstaltungen spontan Fragen der Besucher beantworten müssen. Entsprechend spontan klingen auch viele der Antworten: "Es wäre fatal, wenn wir Christen der Meinung wären, nur wir kämen in den Himmel, andere nicht", heißt es da etwa. Die Frage, wie Maria als Jungfrau schwanger werden konnte, wird so beantwortet: "Hm. War sie nun Jungfrau oder nicht, die Maria? Wohl eher nicht. Warum auch?"

Unter der Schlagzeile "Gott ist gnädiger als der Mensch" geht der Journalist Ulrich Greiner der Frage nach, "was Sünde für die Christen bedeutet". Nach einer ausführlichen philosophischen Herleitung mit Stationen bei Kant, Rousseau und und Sokrates kommt er zu dem Schluss, dass eine Gesellschaft ohne Gott auch keine göttliche Vergebung mehr hat. "Die wachsende Zahl der Verbote, Maßregelungen und repressiven Ratschläge, mit denen wir uns gegenseitig zu einer gesundheitsbewussten, sozial verantwortlichen und ökonomisch effektiven Lebensweise zwingen, ist Ausdruck der Tatsache, dass dem christlichen Abendland das Christentum abhandengekommen ist, nicht aber die Sünde." Greiner stellt treffend fest, dass, abgesehen vom Sex, alles, was Spaß mache, unter Verdacht stehe: "das schnelle Auto ebenso wie die Zigarette, der Schweinsbraten ebenso wie das Glas Schnaps. Nichts scheint verwerflicher als das gute Leben." "Wir sündigen noch, können aber Verzeihung nur von uns selber erbitten", schließt Greiner. "Wir haben die Sünde noch, aber keinen Gott mehr. Ob das ein Gewinn ist?"

"Jesus lebt jetzt in New York" – zumindest im neuen Roman des amerikanischen Schriftstellers James Frey. "Das Letzte Testament der Heiligen Schrift" heißt das Buch, von dem die "Zeit" einen Auszug als Vorabdruck veröffentlicht. Das Buch handelt davon, dass der Messias im Manhattan der Gegenwart wandelt und handelt. Der Autor hat ihn nicht Jesus, sondern Ben Zion Avrohom genannt, und lässt ihn in seinem Buch beispielsweise Sex mit einer Prostituierten haben. "Ich wollte durchspielen, was passiert, wenn der Messias heute erscheint und durch die Straßen von Manhattan geht", verrät Frey im Interview. "Was für ein Mensch wäre er? Woran würde er glauben? Und wer würde überhaupt an ihn glauben?" (pro)

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