Jeder zweite Österreicher sieht Islam als Bedrohung

Eine große Mehrheit von 71 Prozent der Österreicher hält den Islam mit den westlichen Werten wie Demokratie, Freiheit und Toleranz  für nicht vereinbar mit dem Islam. Das geht aus einer Befragung hervor, die das Institut für Markt- und Sozialanalysen (IMAS) in Linz durchführen ließ.
Von PRO
Die Forscher befragten im Auftrag des Internationalen Instituts für Liberale Politik im Januar und Februar 1.088 Personen, die älter als 16 Jahre waren. Demnach halten 71 Prozent den Islam mit den westlichen Vorstellungen von Demokratie, Freiheit und Toleranz  für nicht vereinbar. 11 Prozent können sich das hingegen sehr gut vorstellen.

Besonders groß ist die Zuversicht, dass Islam und westliche Werte zueinander passen, unter den Anhängern der Grünen: Von ihnen glaubt immerhin rund ein Drittel (34 Prozent) an eine Vereinbarkeit der westlichen und orientalischen Lebenswelten.

Die Forscher sehen damit den deutschen Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt bestätigt, der im März in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung "Kurier" gesagt hatte: "Auf Dauer ist es unwahrscheinlich, dass man mit islamischen Minderheiten wirklich zusammenleben kann in einer Gesellschaft, die überwiegend nicht islamisch ist. Der kulturelle Unterschied ist allzu groß."

Die Umfrage ergab außerdem, dass 54 Prozent der Befragten im Islam eine Bedrohung für den Westen und unsere gewohnte Lebensweise sehen. 19 Prozent lehnten diese Ansicht ab.

Typisch Islam: Wenig Rechte für Frauen

Die Österreicher nannten in der Umfrage gute Schulen und Universitäten als besonders typisch für ein westlich orientiertes Land wie Österreich (64 Prozent). Für ein islamisches Land trifft dies nur für 4 Prozent der Befragten zu. Wohlstand verbinden 58 Prozent mit westlichen Ländern, das sagten bei den islamischen Ländern nur 3 Prozent. An dritter Stelle stand die Demokratie, die nur 2 Prozent mit islamischen Ländern in Verbindung bringen, aber 57 Prozent mit westlichen Ländern. Als typisch islamisch sehen 68 Prozent die unterschiedlichen Rechte von Mann und Frau. Dass das auf westliche Länder zutreffe, fanden nur 11 Prozent. "Strenge Moral, strenge Sitten" sind für 66 Prozent typisch für eine islamische Kultur.

Als vergleichsweise wenig typisch – mit Belegungen von jeweils weniger als 20 Prozent – betrachtet man im Hinblick auf das eigene Land sexuelle Unmoral und verwahrloste Jugend, eine große Kluft zwischen Arm und Reich, den Hang zu Bescheidenheit und überdies die Neigung zur Korruption. Auf die Frage, ob sich Moslems zu wenig an die Lebensweise Österreichs und die Spielregeln des
Zusammenlebens anpassten, sagten 72 Prozent, dies treffe zu, 10 Prozent waren anderer Meinung.

Die Kulturanthropologin Sabine Strasser von der Middle East Technical University (METU) in Ankara zeigte sich gegenüber der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" "überhaupt nicht überrascht" von den Ergebnissen. Dass die Antworten derart drastisch ausgefallen sind, liege an der Fragestellung: "Wenn ich aus dem Islam einen einheitlichen Block bastle, zu dem Indonesien, die Türkei, Saudi-Arabien und alle österreichischen Muslime gehören, dann kann ich mir nicht wahnsinnig differenzierte Antworten erwarten." Die für die Studie gewählten Kategorien hält Strasser für "nicht wirklich hilfreich. Sie decken die Gegensätze nicht nur auf, sondern skandalisieren sie". Die Studie bediene sich einer Einteilung in "Wir und die anderen". "Früher hat man das mit Rassen gemacht", so Strasser. "Jetzt macht man es mit Kulturräumen."

Europa werde als Region "des Wohlstands, der Weisen und des Friedens" stilisiert und dem "bedrohlichen Orient oder Islam" gegenübergestellt – "wie im guten, alten Kolonialismus." Dabei sei es "irrelevant", ob Bundeskanzler Schmidt finde, "dass wir mit den Muslimen nicht zusammen leben können" – denn die Muslime seien längst österreichische Staatsbürger. (pro)
http://images.derstandard.at/2010/04/07/IMASreport.pdf
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