Jeder zweite Internetnutzer diskutiert über Gesundheit
Gesundheit verdrängt Freiheit von Platz eins der Rangliste der wichtigsten Werte. Der „Werte-Index 2014“ zeigt, was den Deutschen wirklich wichtig ist.
Jeder zweite Nutzer sucht im Internet Rat in Gesundheitsfragen
Gesundheit, Freiheit und Erfolg haben in der Wahrnehmung deutscher Internetnutzer aktuell den höchsten Stellenwert. Das Vertrauen in Staat und Politik sinkt weiter. Das sind die zentralen Ergebnisse einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Langzeitstudie zur Rolle von Werten in Deutschland.
Gesundheit werde für viele Menschen immer erstrebenswerter, da sie „als Grundlage für gelebte Freiheit, Autonomie und Eigenverantwortung“ gelte, teilte das Expertenteam um den Trendforscher Peter Wippermann mit. Diese Entwicklung sei für Wippermann überraschend gewesen. Fast die Hälfte aller Internetnutzer diskutiere über Krankheiten sowie deren Diagnose und Therapie. Viele Menschen legten zudem Wert darauf, „sich sportlich zu optimieren“. Davon haben fast ein Viertel (24 Prozent) aller Internet-Postings gehandelt. 2012 betrug dieser Anteil nur 19 Prozent.
Erfolg im Beruf und Natur als Rückzugsort
Gegenüber früheren Erhebungen habe auch Erfolg wieder an Bedeutung gewonnen. Er belegt Platz drei der Rangliste, nachdem er 2012 nur den sechsten Platz erreichte. „Die Notwendigkeit von finanziellem Erfolg zum Status-Erhalt wird offenbar wieder selbstverständlicher“, erklärten die Herausgeber. Dennoch werde Erfolg nicht mehr so stark materiell definiert. Die Experten fanden heraus, dass Lebensqualität vielen Menschen zunehmend wichtiger werde „als immer neuer materieller Gewinn.“
Deutlich an Bedeutung zugelegt habe daher auch die Natur. Als Gegenpol zum stressigen Berufsalltag stehe sie für „Erholung, Entschleunigung und Regeneration“. Viele Nutzer stilisieren die Natur zudem „zur Sphäre des Ursprünglichen, Wahren und Spirituellen“, teilten die Forscher mit. Ausdruck dieser Rückbesinnung auf die Umwelt ist nach Wippermann auch eine Veränderung der Medienlandschaft in Deutschland. Das könne man an der gestiegenen Verbreitung von „Zeitschriften wie ‚Landlust‘ und anderen Blättern, die die schönsten Seiten des Landlebens zeigen“, ablesen.
Staat und Politik verlieren weiter an Vertrauen
Die klassisch „bürgerlichen“ Werte Vertrauen und Sicherheit haben laut der Studie weiter an Bedeutung verloren. Sicherheit war 2012 noch der fünftwichtigste Wert für die Deutschen. Nun sei er ans Ende der Werte-Skala gerutscht. Außerdem verlasse sich eine immer größer werdende Zahl der deutschen Internetnutzer nicht mehr auf Staat und Politik. Der Anteil der Beiträge, in denen dieser Zusammenhang hergestellt wird, sei um 11 Prozent auf nur noch 12 Prozent gesunken. Die „individuell gefühlte Unsicherheit“ nehme dagegen weiter zu.
Der Werte-Index 2014 zeige, dass „die Eigenverantwortung als Folge auf diese äußerlichen Unsicherheiten“ heute noch stärker im Fokus stehe. Der Einzelne habe sich auf die „Rahmenbedingungen der Netzwerkökonomie“ eingestellt, fasste Trendforscher Wippermann zusammen. Viele Menschen suchen demnach verstärkt in Netzwerken von Gleichgesinnten Hilfe. Indem die Erwartungshaltung an den Staat sinke, würden „Lebensqualität, Gesundheit und Sicherheit zum eigenverantwortlichen Projekt“.
Das Internet als Gradmesser des Wertewandels
Für den „Werte-Index 2014“ wertete ein Expertenteam nach Angaben der Herausgeber im Zeitraum zwischen dem 1. März 2012 und dem 28. Februar 2013 1,7 Millionen Beiträge deutscher Nutzer in den bekanntesten deutschsprachigen Foren und Sozialen Netzwerken aus. 150 unterschiedliche Quellen wurden dazu analysiert. Die ausgewählten Werte der Erhebung sind Anerkennung, Einfachheit, Erfolg, Familie, Freiheit, Gemeinschaft, Gerechtigkeit, Gesundheit, Natur und Sicherheit.
Der Werte-Index wird seit 2009 alle zwei Jahre erstellt. An der Langzeitstudie waren neben dem von Peter Wippermann gegründeten Trendbüro auch das Marktforschungsinstitut TNS Infratest sowie die auf Kommunikationsstrategien spezialisierte ORCA-Gruppe beteiligt. (pro)
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