Das Buch „Märtyrer 2007“ wird von der Deutschen Evangelischen Allianz und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) herausgegeben und ist als Dokumentation der evangelischen Nachrichtenagentur idea erschienen. Nach Angaben der Herausgeber sei im vergangenen Jahr die Lage der meisten betroffenen Christen gleichbleibend angespannt geblieben oder habe sich noch weiter verschlechtert. Vor allem im Irak habe sich die Situation dramatisch zugespitzt. „Drei Viertel der christlichen Iraker haben wegen gezielter Einschüchterungen, Übergriffen und Entführungen ihre Heimat verlassen. Auch in Indien und Pakistan ist die Zahl der Drohungen und Gewalttaten durch nichtstaatliche Extremisten weiter gestiegen. Völlig neu sind in Pakistan Drohungen gegen Christen, entweder zum Islam überzutreten oder vertrieben zu werden“, so die Autoren.
Informationslage hat sich verbessert
Bei der Vorstellung des Jahrbuches in Bonn erläuterte der Wissenschaftler und Theologe Professor Thomas Schirrmacher, Vorstandsmitglied der IGFM und Geschäftsführer des Arbeitskreises Menschenrechte der Deutschen Evangelischen Allianz: „Es ist erfreulich, dass es wie bei anderen Menschenrechtsverletzungen immer selbstverständlicher wird, Verletzungen der Religionsfreiheit und Verfolgung aus religiösen Gründen zu dokumentieren und anzuprangern und Medien und Politik das Thema nicht mehr verschämt verschweigen.“
Dass der Weg von der Dokumentation von Verbrechen bis zu ihrer Überwindung noch lang ist, betonte IGFM-Mitarbeiter Max Klingberg: „Es ist erschreckend, wie sehr sich unsere Gesellschaft an die alltägliche Entrechtung christlicher Minderheiten gewöhnt hat. Nimmt man internationale Rechtsstandards als Maßstab, so ist die Lage von Millionen von Christen haarsträubend und zum Teil auch eine einzige Katastrophe. Im beschaulichen Mitteleuropa braucht es ein gehöriges Maß an Vorstellungskraft, um sich auch nur annähernd in die tägliche Lebenswirklichkeit von Millionen anderer Christen hinein zu denken.“
Religiös und politisch motivierte Verfolgung von Christen
Dabei ist die Liste der Staaten, in denen Christen diskriminiert und zum Teil heftig diskriminiert oder verfolgt werden, lang. Dazu zählen neben Indien, in dem extremistische Hinduisten für eine Vielzahl von Gewaltverbrechen an Christen verantwortlich sind, vor allem die verbliebenen Einparteiendiktaturen sozialistischer Prägung und auch das neomarxistische Regime in Eritrea. Bei der Mehrheit der Länder, in denen Christen um ihres Glaubens willen leiden, handelt es sich allerdings um islamisch geprägte Staaten. Darunter sind mitnichten nur die ärmsten Entwicklungsländer, sondern auch wohlhabende Golfstaaten und Urlaubs-„Paradiese“ wie Ägypten.
Internationales Institut für Religionsfreiheit
Schirrmacher stellte während der Pressekonferenz auch die Arbeit des Internationalen Institutes für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz vor, dessen Direktor er ist: „Das Institut will zum einen dafür sorgen, dass das Thema Religionsfreiheit in der akademischen Forschung heimisch wird. So wurde gerade auf unser Betreiben eine entsprechende Forschungsprofessur an einer staatlichen Hochschule in Südafrika eingerichtet. Gleichzeitig will es die Methoden der wissenschaftlichen Forschung für die Dokumentation von Christenverfolgung und Verfolgung Gläubiger anderer Religionen fördern und aktivieren, damit Politik und Medien verlässliche Daten erhalten. Auch hier können wir erhebliche Fortschritte verzeichnen.“
Das Jahrbuch dokumentiert unter anderem den Beschluss des Bundestages, der die Bundesregierung auffordert, sich weltweit gegen Christenverfolgung und Verfolgung anderer Religionen einzusetzen, sowie die Rede der menschenrechtspolitischen Sprecherin der Unionsfraktion Erika Steinbach in der dazugehörenden Bundestagsdebatte. Fachleute, wie Tessa Hofmann vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin liefern geschichtliche und aktuelle Länderberichte zu Indonesien und der Türkei. Thomas Schirrmacher legt seinen Vortrag zugunsten eines Ethik-Codes der Weltweiten Evangelischen Allianz gemeinsam mit Vatikan und Weltkirchenrat vor. Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor dem Ende der christlichen Minderheit im Irak. Open Doors dokumentiert die Lage weltweit sowie Übergriffe gegen Christen in Indien. Dazu gibt es weitere Dokumente und Informationen, so eine Darstellung des wegweisenden Asyl-Urteils des Verwaltungsgerichts Stuttgart zugunsten einer zum Christentum konvertierten Iranerin und Hintergrundinformationen zur Ermordung von drei Christen in Malatya (Türkei).