Je größer, desto besser? Pfingstler-Tempel in Brasilien geweiht

In São Paulo öffnet am Donnerstag ein riesiger Tempel der Pfingstbewegung. Pastor Edir Macedo gilt als reichster Geistlicher Brasiliens und saß wegen des Vorwurfs der Schalatarnie bereits im Gefängnis.
Von PRO
Der „Tempel des Salomo“ bietet Platz für mehr als 10.000 Gläubige
Der riesige „Tempel des Salomo“ der Gemeinde „Igreja Universal do Reino de Deus“ (IURD, „Universalkirche des Königreichs Gottes“) öffnet seine Tore offiziell am Donnerstag. Das Bauwerk hat ein 100 Quadratmeter großes Taufbecken, eine Tiefgarage, sieben Fernseh- und Rundfunkstudios, dutzende Wohnungen und einen Heli-Port auf dem Dach des Nebengebäudes. Die IURD-Bewegung hat sich erst 1977 gegründet. Nicht unumstritten ist der leitende Bischof Edir Macedo, der nach Schätzungen des Magazins Forbes auf ein Vermögen von umgerechnet fast 820 Millionen Euro kommt und damit als reichster Gottesmann Brasiliens gilt. Wegen des Vorwurfs der Scharlatanerie, Geisterheilung und Teufelsaustreibung saß er 1992 gut eine Woche im Gefängnis, schreibt der Amerika-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Matthias Rüb. Das letzte Verfahren gegen Macedo wegen Geldwäsche wurde 2009 eingestellt.

„Potpourri aus den Symbolen der Weltreligionen“

Tage vor der eigentlichen Eröffnung des „Tempels“ zelebrierten Bischöfe und Pastoren ihren eigenen ersten Gottesdienst. Rüb zeichnet in seinem Artikel „Auf die Größe kommt es doch an“ ein Bild davon: „Beim Investiturgottesdienst in seinem neuen Tempel zelebrierte er [Macedor] einen fidelen Synkretismus mit einem Potpourri aus den Symbolen der Weltreligionen, deren Erbe die IURD antreten oder zu denen sie immerhin gehören will.“ Die neo-charismatische IURD-Kirche der Pfingstbewegung mit Hauptsitz in Rio de Janeiro hat nach eigenen Angaben heute zwölf Millionen Mitglieder. Der Religionssoziologe an der Universität São Paulo, Ricardo Mariano, schätzt die Anhängerschaft jedoch auf nur etwa zwei Millionen Gläubige.

„Kirche in Not“ skeptisch

Die katholische Organisation „Kirche in Not“ vertritt eine kritische Meinung gegenüber einflussreichen Bewegungen in Brasilien wie der „Universalkirche des Königreichs Gottes“: „Sicher gibt es auch zahlreiche freikirchliche Gemeinden, bei denen wirklich der Glaube im Mittelpunkt steht.“ Diese seien daran zu erkennen, „dass sie ihr Geld redlich verwalten und in ihre Gemeinderäume, religiösen Unterricht oder soziale Projekte, wie zum Beispiel Drogenvorsorge, stecken.“ Doch oft sei „der Übergang zur Sekte fließend“. Kollekten würden „nach dem Schneeballprinzip von unten nach oben verteilt; die Sektenführer werden dadurch schnell reich und mächtig“. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/gekommen-um-vergebung-zu-erbitten-88831/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/unheimliche-begegnung-zeit-autor-zu-gast-in-brasilianischer-freikirche-88623/
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