"Mit dem ‚Marsch für das Leben‘ wollen wir zeigen, dass das Recht auf Leben für jeden gilt, ohne Einschränkung, also auch für Ungeborene, Kranke und für Menschen mit Behinderung", sagte Gerhard Steier, Organisator der vom "Bundesverband Lebensrecht e.V." (BVL) initiierten Veranstaltung. "Die Selektion von ungeborenem Leben gleicht einer Form der Euthanasie."
Jedem sechsten Kind wird das Leben verwehrt
Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2011 in Deutschland mehr als 100.000 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Demnach wurde jedem siebtem Kind das Leben verwehrt. Ein Schritt, der betroffenen Frauen oft schwer falle und nachträglich Schmerzen bereite. Über die Folgen und das Leid nach einer Abtreibung werde auch heute noch zu wenig aufgeklärt, betonten die Veranstalter. Deshalb fordern sie auch eine bessere, persönliche Beratung und Betreuung von Schwangeren.
Der "Marsch für das Leben" begann mit einer Kundgebung vor dem Kanzleramt in Berlin. Dort legten Betroffene sehr persönliche und bewegende Zeugnisse für das Leben ab. Die Mutter eines behinderten Kindes berichtete etwa, dass ihr Ärzte zu einer Spätabtreibung geraten hätten. Weil "jedes Kind als ein Geschenk Gottes" sei, hätte sie sich für das Kind entschieden und diesen Schritt bis heute nicht bereut.
Botschafter des Lebens
Anschließend zogen die Demonstranten vom Kanzleramt durch die Innenstadt zur St.-Hedwigs-Kirche am Bebelplatz. Dort fand ein ökumenischer Gottesdienst statt. "Wir sind Botschafter des Lebens und damit Werber für eine wirklich humane Gesellschaft", rief der BVL-Vorsitzende Martin Lohmann den Teilnehmenden zu. "Wir brauchen nicht nur ein sensibles Bewusstsein für unsere Umwelt, sondern noch viel mehr eine verantwortliche Sensibilität für die allen Menschen gegebene Menschenwürde von der Zeugung bis zum natürlichen Tod. Wir brauchen dringend die gelebte Nachhaltigkeit für das Leben."
Trotz einiger Störaktionen, die vorwiegend dem linken Milieu zuzurechnen waren, verlief die Demonstration friedlich. Lohmann sah darin ein "mutiges und ermutigendes Zeichen, dass sich immer mehr Freunde des Lebens mitten in der Hauptstadt friedvoll und deutlich zum unantastbaren Lebensrecht bekennen". Unterstützt hatte die Veranstaltung unter anderem der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Christian Schmidt (CSU). Er erachtete den Schutz von ungeborenem Leben als Notwendigkeit: "Krankheiten und körperliche, psychische oder intellektuelle Beeinträchtigungen sind Bestandteile unseres Lebens, die wir akzeptieren müssen. Deshalb muss es auch unserem christlichen Menschenbild entsprechen, uns für einen wirksamen Schutz jeden menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zu seinem Ende zu engagieren."
In ähnlicher Weise äußerte sich der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, der zugleich Vorsitzender des "Treffens Christlicher Lebensrecht-Gruppen" und Mitbegründer des BVL ist. Es sei "die größte gesellschaftliche Herausforderung, dass wir den Schwächsten in unserer Gesellschaft eine Stimme leihen, den gezeugten, still heranwachsenden, aber noch nicht geborenen Kindern, die – wie man früher sagte – das Licht der Welt noch nicht erblickt haben."
Der "Marsch für das Leben" findet seit einigen Jahren jährlich in Berlin und in vielen Städten der Welt wie Paris, Washington, Brüssel und Warschau statt. (pro)