Ist Kindsmord nichts anderes als Abtreibung?

Eltern soll es erlaubt werden, ihr Baby umbringen zu lassen. Dafür plädieren zwei Wissenschaftler nach einem Bericht von "Focus Online". Ihre Begründung: Kindsmord sei auch nichts anderes als eine Abtreibung.
Von PRO

Babys seien noch keine "wirklichen Personen", sondern nur "mögliche Personen", argumentieren Alberto Giubilini und Francesca Minerva im Fachmagazin "Journal of Medical Ethics". Mütter und Väter sollen deshalb das Recht haben, ihren wenige Tage alten Säugling töten zu lassen, finden die Forscher. Mit ihren Thesen lösten die Wissenschaftler weltweit große Empörung aus, schreibt "Focus Online". "Folgen wir dieser Argumentation, dann ist es uns in Zukunft auch egal, wenn eine Mutter ihr Kind mit einer Decke erstickt", zitiert das Portal Trevor Stammers, Direktor am "St. Mary´s University College" in London.



Die Autoren setzen Neugeborene und Föten gleich, da beiden "noch die Fähigkeiten fehlen, die ein moralisches Recht auf Leben rechtfertigen". Ein Baby habe genau wie ein Fötus noch keinen "moralischen Status als Person". Deshalb sei das Töten eines Babys auch nichts anderes als eine Abtreibung im Mutterleib. "Sind die Umstände nach der Geburt so, dass sie eine Abtreibung gerechtfertigt hätten, dann sollte die Abtreibung auch nach der Geburt noch möglich sein", sagen die Wissenschaftler. Sie fordern, dass Eltern das Leben ihres Babys beenden lassen dürfen, wenn diese sich überfordert fühlen und "wirtschaftliche, soziale oder psychologische Umstände" es ihnen unmöglich machen, sich um ihr Kind zu kümmern. Beispielsweise wenn der Partner die werdende Mutter in der Schwangerschaft verlasse oder sich nach der Geburt herausstelle, dass das Baby behindert ist.


Das österreichische Nachrichtenportal "kathweb.at" weist darauf hin, dass Alberto Giubilini an der Mailänder Universität lehrt, während Francesca Minerva am "Centre for Applied Philosophy and Public Ethics" der Universität Melbourne (Australien) arbeitet. Das Portal zitiert den Ko-Vorsitzenden der parteiübergreifenden britischen Parlamentariergruppe zum Lebensschutz, Lord David Alton. Dieser sagte der Online-Ausgabe der Zeitung "Catholic Herald", die Veröffentlichung eines solchen Beitrags in einer Fachzeitschrift dokumentiere den "Morast", in den die medizinische Ethik und die Gesellschaft geraten seien. "Persönliche Vorlieben" hätten die Heiligkeit und die Möglichkeit zum "Anderssein von Leben" in den Hintergrund gedrängt. Es sei schockierend, wie "Meinungsführer in medizinischen Berufen sich der traditionellen Anschauungen des Heilenden entledigt" hätten.

Wie "kathweb.at" weiter schreibt, habe der Chefredakteur des "Journal of Medical Ethics", Julian Savulescu, den Tageszeitungen "Daily Telegraph" und "The Guardian" gesagt, die beiden Autoren hätten nach Erscheinen des Beitrags mehrere Morddrohungen erhalten. Bei der Zeitschrift sei per E-Mail eine Fülle von Beschimpfungen eingegangen, viele davon über eine Anti-Abtreibungs-Website aus den USA. (pro)

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