Batman verlor seinen Glauben an sich und an eine gerechte Welt, als seine Eltern vor seinen Augen ermordet wurden. So weit, so bekannt. Doch nun soll Batman, das Alter Ego des Unternehmers Bruce Wayne, explizit Atheist sein. Ausgelöst hat die Debatte um die Frage Band 53 der Buchreihe von DC Comics, die Mitte August veröffentlicht wurde. Darin wird der „Dark Knight“ gefragt: „Glaubst Du an Gott?“ Und Batman antwortet: „Das habe ich mal.“ Er habe seinen Glauben an Gott verloren und kämpfe nun auf eigene Faust für Gerechtigkeit in der Welt. Auch die Bewohner seiner Stadt Gotham glauben an ihren Retter Batman wie an einen Gott. Bruce Wayne selbst sagt an einer Stelle: „Gott ist über uns, und er trägt einen Umhang.“
Der Journalist Noah Berlatsky von der Washington Post geht in einem Artikel mit der Überschrift „Heiliger Atheist! Warum Superhelden wahrscheinlich nicht an Gott glauben“ der Frage nach, was Gott in der Superhelden-Welt zu suchen hat. „Der Atheismus bei Batman ergibt Sinn“, schreibt er. „Wenn Menschen Superkräfte haben, wofür braucht man dann noch Götter?“
Batman habe in seinen Geschichten bereits oft mit Göttern zu tun gehabt. So habe er mit Wonder Woman zu tun, die von Göttern abstammt, er ist ein Freund von Deadman, einem Geist, der von der Göttin Rama Kushna wiedererweckt wurde. Der Autor vergleicht Comics mit Religion: „Das Geheimnisvolle und der Glaube sind wesentliche Bestandteile religiöser Erfahrung.“ Superhelden seien zwar keine Götter, aber sie forderten dennoch so etwas wie Anbetung.
Kein Platz für Götter
Der Batman-Autor Tom King twitterte am Dienstag: „Viele Leute sagen, dass die Ausgabe Batman 53 (die ich geschrieben habe) zeige, dass Batman ein Atheist sei. So lese ich keine Comics. Aber ich denke nicht, dass es das Entscheidende ist. Ich hoffe jedenfalls, dass ihr das Ganze selbst lest und dann selbst darüber entscheidet.“ Daraufhin entstand die Diskussion unter den Fans, welcher Religion Batman beziehungsweise Bruce Wayne wohl angehört.
Manche User können nicht nachvollziehen, dass Batman in dieser Ausgabe als Atheist dargestellt wird, und bezeichnen die Meldung als Versuch, Klicks zu generieren. Ein User twittere: „Ich finde nicht, dass er sagt, er sei Atheist, bloß, dass er seinen kindlichen Glauben in den Katholizismus verloren hat.“
Ein anderer schrieb: „Batman hat bloß seinen Glauben an sich selbst verloren, so wie als er seinen Glauben verlor, als seine Eltern starben.“
Jemand anderes twitterte: „Batman ist selbstverständlich Atheist! Abgesehen davon, dass er in einem Universum lebt, in dem übernatürliche Dinge geschehen, ist er Skeptiker und wäre wohl der Meinung, dass Gläubige erst einmal den Gegenbeweis für die Existenz Gottes erbringen müssen.“
Die Washington Post analysiert: „Ein Teil der Attraktivität von Superhelden ist, dass wir uns mit ihnen identifizieren können; sie sollen ein bisschen so sein wie wir. Und neben anderen Dingen geben die Autoren ihnen auch religiöse Überzeugungen.“ Weiter schreibt Berlatsky: „Christen, Juden, Buddhisten und Agnostiker stolpern ständig über göttliche Wesen, die Dinge tun können wie Tote erwecken, die Zeit verändern, oder Gläubige und Ungläubige in den Himmel oder die Hölle verfrachten.“
Der Autor macht auf den Umstand aufmerksam, dass der erste Superheld, Superman, von zwei Juden erfunden wurde. Der Name Superman geht zurück auf den „Übermenschen“ von Friedrich Nietzsche, der sich aus einer Welt befreit, in der das Christentum die Menschen unterdrückt. „Nietzsche ist bekannt für seinen Ausspruch ‚Gott ist tot‘, was bedeuten sollte, dass der Mensch Gott nicht mehr benötigt und an dessen Stelle tritt.“ Berlatsky kommt zu dem Schluss, dass es nicht verwundert, wenn Batman Atheist ist, denn in der übernatürlichen Welt der Superhelden, die tun könnten, was immer sie wollen, habe Gott eigentlich keinen Platz.
Von: Jörn Schumacher