Es bestehe die Gefahr, dass „ganze Generationen von Muslimen“ von Pädagogen ausgebildet würden, die sich nach dem richteten, was die Verbände vorgäben. Auch die Mitsprache der muslimischen Gruppierung bei der Besetzung von theologischen Lehrstühlen sieht Kalisch kritisch: „Diese Verbandsfunktionäre verstehen etwas von Macht. Wenn sie Fuß gefasst haben an den Universitäten, werden sie dort versuchen, autoritäre Strukturen einzurichten.“
Der Islamkundler befindet sich seit Anfang September im Konflikt mit dem Koordinierungsrat der Muslime (KRM), dem Dachverband der vier größten muslimischen Verbände in Deutschland, nachdem er öffentlich die historische Existenz des Propheten Mohammed angezweifelt hatte.
Daraufhin hatte der Koordinationsrat die Zusammenarbeit mit Kalisch aufgekündigt und muslimische Studenten aufgefordert, keine Veranstaltungen des Professors mehr zu besuchen. Gegenüber der „Zeit“ sagte Kalisch weiter, er wolle seine Arbeit in Münster fortsetzen. Konkret könne er sich vorstellen, dass sein Lehrstuhl „außerhalb der Lehrerausbildung zu einer Art Stützpunkt für liberale Muslime“ werde.
Auch Schäuble fordert Änderungen
In einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) vom vergangenen Freitag hatte sich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) dafür ausgesprochen, den Muslimen in Deutschland zur gleichen Rechtsstellung wie den Kirchen zu verhelfen. Dafür müssten sie allerdings Veränderungen in ihren Organisationen schaffen, hatte Schäuble ebenfalls gefordert.