Islamisten verlassen Deutschland

Nach dem Verbot der salafistischen Gruppe "Millatu Ibrahim" im Juni scheinen radikale Islamisten Deutschland zu verlassen. Laut Medienberichten beobachten deutsche Sicherheitsbehörden seit einigen Wochen eine Reisewelle gewaltbereiter Extremisten ins Ausland.
Von PRO

Die zumeist als gewaltbereit eingestuften Salafisten zögen zunächst nach Ägypten. Sie folgten dem österreichischen Hassprediger Mohamed Mahmoud, Chef des im Juni verbotenen Netzwerks "Millatu Ibrahim", berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Der 27-Jährige habe bereits im Frühjahr Deutschland verlassen, um seiner Ausweisung zuvorzukommen.

Mahmoud predige nicht mehr im hessischen Erbach oder in Solingen, sondern via Internet aus dem ägyptischen Exil, schreibt "Welt"-Autor Florian Fade. "Ich werde Deutschland nur in einem einzigen Fall betreten", zitiert er den Islamisten Mahmoud. "Als Eroberer, um die Scharia in Deutschland einzuführen! Ich bleibe nicht in einem Land, um unter den Kuffar (Ungläubigen) zu leben!" In Deutschland würden "Muslime verfolgt und bekämpft", daher rufe Mahmoud seine Anhängerschaft zu sich und begründe dies damit, dass die "Hidschrah" (Auswanderung) in ein islamisches Land wie Ägypten die "religiöse Pflicht" eines jeden Muslims sei.

Aus abgefangenen E-Mails und belauschten Telefonaten gehe hervor, dass sich viele Salafisten nach dem Millatu-Ibrahim-Verbot und Razzien in der Szene verfolgt fühlten. Am Nil wollten sie nun "den wahren Islam" leben oder im "Dschihad gegen Ungläubige" kämpfen, heißt es bei "Spiegel".

Unklar ist momentan, wie viele Islamisten Deutschland bereits verlassen haben. Laut "Spiegel"-Bericht seien etwa 20 Anhänger Mahmouds, unter ihnen der Berliner Ex-Rapper und Konvertit Denis Cuspert alias Deso Dogg, bereits abgereist. 30 weitere Islamisten säßen laut Angaben eines Sicherheitsbeamten auf gepackten Koffern. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" ist bis Juli dieses Jahres ein gutes Dutzend Islamisten dem Ruf Mahmouds nach Ägypten gefolgt. Auch der Kölner Islamist Pierre Vogel habe Deutschland verlassen.

Die politische Lage in Ägypten sei attraktiv für radikale Muslime, heißt es aus Sicherheitskreisen. Experten befürchten, dass Terror-Organisationen wie Al-Qaida das Machtvakuum in Ägypten nutzen könnten, um dort eigene Strukturen aufzubauen. Aus Ägypten reisen die Dschihadisten möglicherweise in afrikanische Krisenherde wie Somalia und Mali oder schließen sich Al-Qaida im Maghreb an. (pro/dpa)

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