Islamisten bedrohen Christen in Syrien

Im Syrienkonflikt melden sich zunehmend islamische Extremisten zu Wort. Sie gründen ein neues Bündnis und drohen christlichen Dörfern. Ihr Ziel ist nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad die Errichtung eines Gottesstaates.
Von PRO

Radikale Islamisten wollen in Syrien nach einem Sturz von al-Assad einen Gottesstaat errichten. In einem Internetvideo verkündeten sie am Wochenende die Bildung einer Islamistenfront. Ihr Ziel sei eine islamische Gesellschaft, die nach den Regeln der Scharia regiert werde, also nach islamischem Recht.

Die im November von zahlreichen Oppositionsgruppen gegründete "Nationale Koalition" erkennen sie – anders als die internationale Staatengemeinschaft – nicht als legitime Vertreterin des syrischen Volkes an.

Im Syrienkonflikt gewinnen zunehmend auch Dschihadisten an Einfluss. So hat sich im Norden des Landes wie auch im Großraum Damaskus die islamistische "Al-Nusra-Front" breitgemacht, die von der US-Regierung jüngst zur Terrororganisation erklärt wurde.

Aus der Unruheprovinz Hama meldete sich nun eine weitere Rebellengruppe zu Wort und drohte zwei christlichen Ortschaften in der Region. In der Videobotschaft waren sieben bewaffnete Männer zu sehen, die schwarze Stirnbänder mit dem islamischen Glaubensbekenntnis trugen. Aus deren Mitte verlas ein bärtiger Mann eine Warnung an die Christen. Sollten sie Assad-Kämpfer nicht ausliefern, würden sie angegriffen, betonte er.

Dutzende zivile Opfer am Sonntag

Im Umland von Damaskus brachten Rebellen die Regierungstruppen weiter in Bedrängnis. Nach Oppositionsangaben eroberten sie am Sonntag einen Militärstützpunkt in der Nähe der Hauptstadt. Wie der Nachrichtensender "Al-Dschasira" unter Berufung auf die "Freie Syrische Armee" berichtete, hatte es zuvor heftige Kämpfe um das Lager unweit der Ortschaft Ras al-Ain gegeben.

Bei einem Luftangriff auf die Ortschaft Halfaya in Zentralsyrien sind am Sonntag nach Oppositionsangaben Dutzende von Zivilisten getötet worden. Wie die Organisation syrischer Menschenrechtsbeobachter weiter berichtete, lag eine Bäckerei im Zentrum des Luftangriffs. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Nach Angaben des Staatsfernsehens wurde am Wochenende auch einer seiner Kameramänner von Bewaffneten vor seinem Haus erschossen. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Russland betonte derweil, dass die syrische Regierung die Kontrolle über die Chemiewaffen im Land habe. "Die syrischen Behörden haben diese Vorräte in ein oder zwei Zentren konzentriert. Vorher waren sie über das ganze Land verteilt", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Samstag der Agentur Interfax zufolge. Die Führung tue alles, um die Waffen zu sichern. Auch die USA hätten zugestanden, dass Chemiewaffen in Händen der Regierungsgegner die größte Gefahr in Syrien seien, sagte Lawrow. Russland ist ein Partner Assads.

Dem seit März 2011 andauernden Konflikt sind inzwischen mehr als 42.000 Menschen zum Opfer gefallen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht. (dpa)

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