Der aktuelle Terroranschlag in Pakistan war gezielt gegen Christen gerichtet. Auch im Bericht „Christen in großer Bedrängnis“ von „Kirche in Not“ steht das Land im Fokus, wenn es um die weltweite Diskriminierung von Christen geht.
Von PRO
Foto: Kirche in Not
Das Hilfswerk „Kirche in Not“ bietet Einblick in die weltweite Lebenssituation der Christen
„Christen waren unser Ziel.“ So lautet die Botschaft der radikalen Taliban-Gruppierung „Jamaat-ul-Ahrar“ nach dem Selbstmordanschlag in der pakistanischen Stadt Lahore am Ostersonntag. Mindestens 70 Menschen starben bei dem Terrorakt in der Nähe eines Spielplatzes, wo sich der Attentäter in die Luft sprengte. Etwa 340 Menschen sind verletzt worden, darunter auch viele Muslime. Als Grund für den Anschlag gaben die Terroristen laut der pakistanischen Zeitung The Express Tribune an, dass die Christen im Park Ostern gefeiert hätten. Der Attentäter soll Lehrer an einer Religionsschule gewesen sein.
Es ist ein aktueller Höhepunkt in der weltweiten Diskriminierung und Unterdrückung von Christen. Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ hat in seinem alljährlichen Bericht „Christen in großer Bedrängnis“ detailliert dargelegt, wo Christen auf dieser Erde verfolgt werden. Dem Land Pakistan ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Vage Anschuldigungen Grund für lange Haftstrafen
Ein Beispiel aus dem Bericht: Ein wütender Mob steinigte und verbrannte ein junges christliches Ehepaar am 4. November 2014 in einer pakistanischen Ortschaft, etwa 60 Kilometer von Lahore entfernt. Angeblich hatten die beiden den „Koran geschändet“. Polizisten sollen versucht haben, das Ehepaar zu retten. Sie seien aber dabei selbst angegriffen worden. Die örtlichen Medien sahen in dieser Lynchjustiz auch die Konsequenz aus dem pakistanischen Blasphemie-Gesetz.
Die seit 1986 aktiven Blasphemie-Paragraphen schränken laut des „Kirche in Not“-Berichts die Religionsfreiheit und die Freiheit der Meinungsäußerung spürbar ein. Gotteslästerliche Handlungen werden demnach mit drastischen Strafen vergolten: Auf die Schändung des Korans steht lebenslange Haft, für Beleidigungen gegen den Propheten Mohammed droht die Todesstrafe. Gerade für religiöse Minderheiten wie Christen oder Hindus seien diese strafrechtlichen Bestimmungen schon bei vagen Anschuldigungen ein Grund für lange Haftstrafen.
Christen in Pakistan machen bei einer Bevölkerung von über 180 Millionen Einwohnern nur einen Anteil von 1,6 Prozent aus. Seit Jahren gebe es Forderungen, das Blasphemie-Gesetz aufzuheben. Der katholische Politiker Shahbaz Bhatti, der sich für eine Abschaffung des Gesetzes einsetzte, ist im Jahr 2011 von Islamisten ermorden worden. Laut dem Bericht gebe es aber Hoffnung, dass es demnächst zu einer Reform des Blasphemie-Gesetzes in Pakistan kommen könnte.
Nigeria im Griff der Islamisten
Im Bericht des Hilfswerks „Kirche in Not“ ist dem Land Nigeria mit 26 Seiten besonders viel Platz eingeräumt worden. Auf die Analyse der Situation für Christen in Nigeria folgt ein Interview mit Bischof Hyacinth Oroko Egbebo. Er sagt: „Wenn Nigeria in die Hände islamischer Extremisten fällt, ist ganz Afrika gefährdet.“ Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es gibt ungefähr gleich viele Christen wie Muslimen im 160-Millionen-Einwohner-Staat. Die radikal-islamische Sekte Boko Haram tötete im Jahr 2012 fast 1.000 Menschen wegen ihres christlichen Glaubens, 2013 waren es ungefähr 700.
„Boko Haram will einen islamischen Staat im Norden“, weiß Egbebo. Dort soll das Gesetz der Scharia gelten. Dieser Zielsetzung werde alles untergeordnet. Was im Weg stehe, werde zur Zielscheibe der Gewalt. So mache die Terrorgruppe auch nicht vor Schulen und Kindern halt, weil in ihren Augen westliche Bildung verboten gehöre. Egbebo betonte gleichzeitig, dass es auch moderate Muslime in Nigeria gebe. Mit der Radikalisierung von Boko Haram seien die meisten muslimischen Nigerianer nicht einverstanden.
Der Bericht „Christen in großer Bedrängnis“ stellt 16 Brennpunktländer vor, um exemplarisch zu zeigen, wo Christen und andere religiöse Minderheiten aktuell besonders diskriminiert werden. Schwerpunkte liegen auf den Ländern Syrien, Nigeria, Indien, Irak und Indonesien. Die einzelnen Kapitel sind nicht nur informativ wegen ihrer Dokumentation, wie Christen unterdrückt werden, sondern auch wegen der sachkundigen politischen Zusammenfassung der verschiedenen Länder. (pro)
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