„Islam Konferenz“ bekommt kleine Schwester

Sie wollen es anders machen als ihre älteren Vorbilder: Am Freitag beginnt die erste "Junge Islam Konferenz" in Berlin. 40 Jugendliche legen die "Deutsche Islam Konferenz" neu auf und schlüpfen in die Rollen von Bildungsministerin Annette Schavan, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, oder der "Bild"-Zeitung.

Von PRO

"Da wurde Zeit verplaudert. Außer Spesen ist da nichts gewesen." So äußerte sich etwa die SPD-Politikerin Lale Akgün noch im vergangenen Jahr über die bisherigen Ergebnisse der "Deutschen Islam Konferenz" (DIK) – und sie ist bei weitem nicht die einzige Kritikerin. Das Gremium soll die Integration fördern. Experten sprachen bisher etwa über Fragen der deutschen Gesellschaftsordnung, des Wertekonsenses, der Religion und des Islamismus. Das wollen nun auch 40 junge Menschen im Alter von 17 bis 23 Jahren tun. Sie kommen aus Nordrhein-Westfalen und aus Berlin, haben teilweise einen muslimischen Migrationshintergrund, teilweise keinen. Eingeladen haben sie die Humboldt-Universität und die Stiftung "Mercator". Die Aufgabe der Teilnehmer: Sie sollen sich in einem Planspiel mit der "Rolle des Islam in Deutschland" auseinandersetzen. Lale Akgün würde wohl sagen: Sie sollen es besser machen als ihre Vorbilder.

Teilnehmer können Empfehlungen abgeben

Bereits im vergangenen Jahr konnten sich Interessierte für die Teilnahme an der Tagung anmelden. Für dieses Wochenende schlüpfen sie in die Rollen der Experten der DIK. Die 16-jährige Nuriani Hamdan übernimmt zum Besipiel die Rolle der Bundesministerin für Forschung und Bildung, Annette Schavan. "Seit dem 11. September jedoch habe ich das Gefühl, den Islam öfter verteidigen zu müssen und merke, dass durch die ständige Präsenz des islamistischen Terrorismus in den Medien das Bild der friedlichen Religion, so wie ich sie kennengelernt habe und mir wünsche, überschattet wird", erklärt sie ihre Motivation auf der Homepage des Projekts. Orgun Özcan, 22 Jahre alt, sagt: "Ich bin davon überzeugt, dass ein Miteinander der Europäer mit muslimischen Minderheiten in den kommenden Jahrzehnten insbesondere durch BildungsinländerInnen eine positive Wende erleben wird." Er spielt die Rolle von Volker Bouffier, der noch als Innenminister Hessens an der Konferenz teilnahm. Heute ist er Ministerpräsident.

Auf ihre Rollen wurden die jungen Menschen bereits im Februar an der Humboldt-Universität vorbereitet. Die Teilnehmer lernten die Struktur der Konferenz kennen, diskutierten über Inhalte und Sinn der Veranstaltung, hörten Vorträge zu den Themen "Muslime in Deutschland" und "Islamfeindlichkeit". Am Freitag und Samstag sollen sie das Gelernte einsetzen und eine Debatte um Integration simulieren. Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth und Naika Foroutan von der Humboldt-Uni stehen ihnen dabei zur Seite. Aus der Diskussion hervorgehen wird ein Empfehlungskatalog, der den Teilnehmern der DIK überreicht werden soll.

Mit dem Projekt wollen die Verantwortlichen nach eigenen Angaben "auf die Tatsache" reagieren, dass die ‚Deutsche Islam Konferenz‘ und ihre Themen- und Zielsetzung "in der zweiten und dritten Generation der Muslime in Deutschland weitgehend unbekannt ist". So soll die "Junge Islam Konferenz" also auf ihre ganz eigene Art zur Integration beitragen. (pro)

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