Irritation um Religionsunterricht in Berlin

Die schwarz-rote Koalition in Berlin hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Religionsunterricht als Wahlpflichtfach einzuführen – doch die Änderung lässt auf sich warten.
Von Anna Lutz
Schüler im Unterricht

Die Geschichte des Religionsunterrichts in Berlin ist eine besondere – und für manchen eine leidvolle. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern gibt es in Berlin wie auch im Nachbarland Brandenburg keinen regulären christlichen Unterricht. 

Stattdessen erteilen die Kirchen Bekenntnisunterricht in eigener Verantwortung und als Zusatzangebot – als reines Wahlfach. Ethik gibt es zusätzlich ab der 7. Klasse als ordentliches, also verpflichtendes, Unterrichtsfach. 

Das sollte sich zuletzt 2009 ändern, doch bei einem Volksentscheid stimmten die Berliner bei geringer Wahlbeteiligung gegen ein Wahlpflichtfach Religion. Der öffentliche Kampf um das christliche Bekenntnis in der Schule war vorerst verloren, und das, obwohl sich gerade christliche Aktivisten unter dem Motto „Pro Reli“ stimmgewaltig und engagiert für eine Änderung des Status Quo eingesetzt hatten. 

2023 aber kam die CDU in der Hauptstadt an die Macht. Und der neu gewählte schwarz-rote Senat nahm von ihr angetrieben die Forderung nach einem Wahlpflichtfach Religion in den Koalitionsvertrag auf. Die Kirchen begrüßten dies und stehen dazu im Gespräch mit der Politik. 

Neues Schulgesetz – ohne neues Fach

Im August tritt in Berlin eine Schulgesetzänderung in Kraft, genau der richtige Zeitpunkt also für die angekündigte Einführung des Wahlpflichtfachs, mag der ein oder andere denken – doch im neuen, den Medien bereits vorliegenden Gesetzesentwurf, fehlt jede Spur davon. Lediglich ein Recht darauf, Bekenntnisunterricht anzubieten, wird den Religionsgemeinschaften laut einem RBB-Bericht eingeräumt. 

Der Senat hüllt sich derweil über die Gründe in Schweigen. Nach Ostern wolle man sich äußern, doch bisher herrscht noch Funkstille. Auch die örtliche Landeskirche, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, will sich nicht zur Sache äußern. 

Lediglich aus dem Erzbistum sind leichte Misstöne zu vernehmen: „Wir gehen weiter davon aus, dass der Koalitionsvertrag eingehalten wird“, teilte die Vorsitzende des Diözesanrats, Karlies Abmeier kurz vor Ostern mit. Und weiter: „Wichtig ist uns, dass noch in dieser Legislaturperiode mit der Umsetzung begonnen wird.“ Bekenntnisorientierter Religionsunterricht sei in einer multireligiösen Stadt wie Berlin von erheblicher Bedeutung.

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