Iran: Youcef Nadarkhani ist frei

Der im Iran wegen des Abfalls vom Islam zum Tode verurteilte Pastor Youcef Nadarkhani ist frei. Er wurde am Samstag nach fast drei Jahren überraschend aus dem Gefängnis entlassen. Politiker, Kirchenvertreter und Menschenrechtler aus der ganzen Welt hatten sich in den vergangenen Monaten für die Freilassung des Familienvaters eingesetzt. 
Von PRO

"Ich danke allen, die mich im Gebet unterstützt haben", sagte Nadarkhani unmittelbar nach seiner Freilassung. Der 35-Jährige wurde von seiner Frau und den beiden Söhnen vor den Toren des Gerichts mit Blumen begrüßt.

Der Pastor einer Hauskirche hatte seit dem 13. Oktober 2009 im Gefängnis gesessen, weil er sich zum Christentum bekehrt hatte. Wegen des "Abfalls vom Islam" (Apostasie) war Nadarkhani zum Tode verurteilt worden. Nach einer fast sechsstündigen Anhörung ließ das Gericht den Apostasie-Vorwurf am Samstag fallen. Der Pastor sei allerdings schuldig, unter Muslimen evangelisiert zu haben. Dafür wurde Nadarkhani zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, auf die jedoch die "Untersuchungshaft" angerechnet werde.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte die Haftentlassung. "Ich rufe die iranische Führung auf, alle anderen Inhaftierten freizulassen, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen in iranischen Gefängnissen einsitzen oder verfolgt werden", erklärte er.

Nadarkhani repräsentativ für viele verfolgte Christen

"Der Freispruch für Pastor Nadarkhani ist ein Grund für große Freude", teilte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, am Montag in Berlin mit. Es sei aber nicht hinnehmbar, dass die Verurteilung des Pastors zu drei Jahren Haft aufgrund von Evangelisation aufrecht erhalten worden sei: "Das Werben für den eigenen Glauben ist kein strafwürdiges Vergehen, sondern Teil der unveräußerlichen Rechte jedes Menschen." Kauder erklärte in einer Pressemitteilung, der Fall Nadarkhani stehe stellvertretend für die Not verfolgter und bedrängter Christen im Iran und anderen Staaten.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Sprecher der Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion", Patrick Meinhardt, äußerte in einer Pressemitteilung "große Erleichterung" über Nadarkhanis Freilassung. "Dass sich die iranische Justiz bereit erklärt hat, das Verfahren neu zu verhandeln, ist auch Ergebnis des internationalen Drucks. Nur so konnte die Todesstrafe abgewendet werden." Bereits das eigentliche Urteil gegen den Pastor sei für ihn inakzeptabel gewesen, so Meinhardt, wie auch der im Iran bestehende Straftatbestand der Apostasie. "Beides widerspricht dem Recht auf Religionsfreiheit, das gerade für mich als Liberaler ein elementares Grundrecht ist, zu dessen Einhaltung sich auch die Islamische Republik mehrfach verpflichtet hat."

Christliche Organisationen aus der ganzen Welt brachten ihre Freude über Nadarkhanis Freilassung zum Ausdruck. "Die internationale Aufmerksamkeit hat dazu beigetragen, das Leben dieses Mannes zu retten", sagte Tiffany Barrans vom "American Center for Law and Justice". Der Verein setzt sich vor allem für die juristische Unterstützung von Christen ein. Gleichwohl, so Barrans, würden Christen im Iran nach wie vor eingeschüchtert. Die Sicherheit von Nadarkhani und seiner Familie bleibe ein Gebetsanliegen, zitieren die Nachrichtensender CNN und Fox News die Juristin.

Die "Internationale Gesellschaft für Menschenrechte" (IGFM) bedankte sich auf ihrer Facebook-Seite bei allen Unterstützern, insbesondere den "politischen Paten" Nadarkhanis: CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, Peter Hauck, sowie der Europa-Abgeordnete Othmar Karas hatten sich für den Pastor eingesetzt. Personen, die eine politische Patenschaft übernehmen wollen, bekommen auf Anfrage bei der IGFM einen Gefangenen vorgeschlagen. Der Pate erklärt sich damit einverstanden, in der Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe erwähnt zu werden.

Auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hatten sich für die Freilassung des Pastors stark gemacht. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hatte mit Infoständen und dem Sammeln von Unterschriften auf das Schicksal Nadarkhanis aufmerksam gemacht. (pro)

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