Iran: Journalisten fordern schärfere Sanktionen

Ein härteres Vorgehen des Westens gegen den Iran haben Journalisten am Montag in Berlin gefordert. In der Neuen Synagoge diskutierten sie über die Gefahr eines atomar bewaffneten Irans und waren sich einig: Europa muss seine Sanktionen verstärken, Waffengewalt hingegen sei wohl wenig hilfreich.

Von PRO

Glaubt man den Worten der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, ging es am Montagabend um nichts geringeres als "die Zukunft der westlichen Welt". Anders ausgedrückt: In der Neuen Synagoge diskutierten Journalisten unter der Überschrift "Iran und der Westen" über die Gefahr einer iranischen Atomwaffe und mögliche Gegenmaßnahmen durch den Westen. Auf dem Podium saßen die deutsch-iranische Journalistin Saba Farzan, der ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth und der "Bild"-Reporter Marcus Hellwig. Letzterer befand sich ab Oktober 2010 gemeinsam mit einem Kollegen fünf Monate lang in iranischer Haft, weil er die Geschichte der dort damals wegen Ehebruchs zum Tode verurteilten Sakineh Ashtiani recherchieren wollte. Nach öffentlichen Protesten kamen die beiden Männer 2011 frei.

"Man kann da niemandem trauen"

Hellwig berichtete, er sei im Iran bis zu seiner Gefangennahme auf eine "sehr offene" Gesellschaft gestoßen. Das Regime allerdings hält er für "nicht zu bremsen". Jedem Aufständischen sei klar, dass der Protest ihn in den Tod führen könne. Er selbst sei in einer fensterlosen 30 Quadratmeter-Zelle festgehalten worden. Seiner Schwester habe die Polizei Lügen über seinen Verbleib erzählt. So sei ihr etwa versprochen worden, sie könne ihren Bruder in Teheran treffen. Hellwig sei aber bis zum Zeitpunkt des möglichen Zusammentreffens im Gefängnis festgehalten worden. "Man kann da niemandem trauen", kommentierte er das am Montag, und weiter: "Wenn sie die Möglichkeit haben, eine Atombombe zu bauen, werden sie das mit aller Wahrscheinlichkeit auch tun." Umso wichtiger sei es, dass Deutschland nun an der Seite Israels stehe und den Druck auf den Iran erhöhe. "Es muss klar sein, dass wir uns nicht auf der Nase herumtanzen lassen", sagte er. Es sei auch an Deutschland, Wege zu finden, die Protestler im Iran zu unterstützen.

Saba Farzan forderte "sehr sehr starke Sanktionen" gegen den Iran. Die Zivilbevölkerung wolle Demokratie und spreche sich gegen Antisemitismus aus, allerdings sei die Freiheitsbewegung von 2009 mittlerweile "fast vergessen". "Es gab im Mittelalter mehr Moderne als in diesem Regime", sagte sie und sprach sich für eine Intervention in Syrien aus. "Wenn das Assad-Regime geht, fällt übermorgen auch das iranische", ist sie überzeugt.

Oliver Mayer-Rüth drängte auf eine schnelle Verschärfung der Sanktionen und forderte eine klare Stellungnahme der deutschen Politik zum Thema. Ebenso wichtig sei es aber, Russland und China bei Maßnahmen gegen das iranische Regime "mit ins Boot zu holen". Kritisch sieht er die Solidarität der Deutschen mit Israel, zumindest wenn es aufgrund von Sanktionen gegen den Iran an den eigenen Geldbeutel gehe: "Wenn der Benzinpreis durch die Decke schießt, dann fragt hier niemand mehr nach Israel", sagte er. (pro)

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