Irak: Islamisten markieren Häuser von Christen

Extremisten der radikalen ISIS-Gruppe haben die Häuser und Grundstücke von Christen und Schiiten im Irak mit verschiedenen Zeichen markiert. Das teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit.
Von PRO
Wird die Lage im Irak immer brenzliger? Nach einer Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker hat es den Anschein
Die GfbV stützt sich in ihren Aussagen auf Augenzeugenberichte. Wie der Nahostreferent Kamal Sido am Donnerstag in einer Mitteilung äußerte, seien zahlreiche Häuser mit den Buchstaben N und R beschmiert worden. Das N stehe für Nasara und heißt übersetzt Christen. Das R (Rafidha) bedeute „die Ablehnenden“. Damit meinten die mutmaßlichen Täter Schiiten. Für die Aktion wird die ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) verantwortlich gemacht.

Christen in Gefahr

Viele Angehörige dieser Religionsgemeinschaften schwebten jetzt in noch größerer Angst vor gezielten Angriffen der Islamisten als zuvor. In der Stadt lebten bis zu ihrer Flucht viele Angehörige der Shabak-Minderheit. Die Regierung hatte nach GfbV-Angaben die Shabak, Christen und Yeziden in der Provinz Mossul lange vernachlässigt und nicht vor den Angriffen der sunnitischen Islamisten geschützt. „Gäbe es die kurdischen Peschmerga (Anm. der Red.: irakisch-kurdische Kämpfer) nicht, dann wären Shabak, Christen und Yeziden in den vergangenen Wochen womöglich von ISIS-Terroristen massakriert worden“, sagte Sido. „Nun fordert die überwiegende Mehrheit der Shabak einen Anschluss an das nördliche Bundesland Kurdistan.“ Mindestens 1.000 Shabak wurden seit 2003 ermordet. In der betroffenen Provinz Mossul sind neben Shabak noch andere irakische Minderheiten ansässig wie muslimische sowie yezidische Kurden und Christen. Die meisten von ihnen fordern ein Referendum über den Anschluss, wie es im Artikel 140 der irakischen Verfassung vorgesehen ist. Die irakische Regierung unter Nuri al Maliki hat dieses Referendum bisher verwehrt. Für die Assyrer, Aramäer und Chaldäer ist die so genannte Ninive-Ebene in der Provinz Mossul das letzte Gebiet im Irak, in dem sie noch als Gemeinschaft zusammenleben. Die GfbV schätzt, dass nach der Eroberung der Stadt Mossul durch die ISIS Mitte Juni 2014 mindestens 250 christliche Familien dorthin geflohen sind. Die Ninive-Ebene wird nun vollständig von kurdischen Sicherheitskräften geschützt, die von christlichen Milizen unterstützt werden. „Im arabisch dominierten Teil des Iraks können Christen kaum mehr ein sicheres Leben führen“, heißt es von Seiten der GfbV. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/irak-99-prozent-wollen-einfach-nur-frieden-88549/
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