Irak: „Ein Ort, an dem man nicht mehr leben sollte“
Über die verheerende Lage der Christen im Irak sind am Sonntag gleich zwei große Reportagen erschienen. Sowohl der Spiegel als auch die Welt am Sonntag berichtet über Gläubige, die vor der Terrororganisation Isis fliehen mussten.
Ein christliches Viertel im Irak: In manchen Regionen sind Gegenden wie diese mittlerweile von Christen verlassen
Die Islamistengruppe Isis (Islamischer Staat im Irak und Syrien) gilt als derzeit gefährlichste und brutalste Terrororganisation des radikalen Islam. Anfang Juni eroberte sie die irakische Stadt Mossul. Die Welt am Sonntag berichtet aktuell von der Christin Khalda Suleimanda, die gemeinsam mit ihrer 75-jährigen Mutter Selma, den drei Töchtern im Teenageralter und ihrem 27-jährigen Sohn vor den Radikalen fliehen musste. In der 50 Kilometer enfernten Stadt Alkosch fand die Familie Unterschlupf – so wie viele andere Christen ebenfalls. Denn Alkosch ist ausschließlich von Christen bewohnt.
„Wir überlegen, nach Europa auszuwandern“, zitiert die Welt am Sonntag Suleimanda. So haben es bereits viele ihrer Glaubensgeschwister vor ihr getan. Denn bereits in den vergangenen Jahren waren Christen im Irak Opfer eines politischen Islam. Zwei Drittel der einst 1,5 Millionen Menschen starken christlichen Bevölkerung sind bereits ausgewandert. „Bis 2003 lebten in der Stadt rund 200.000 Christen. Von diesen waren 5.000 übrig, die nach dem Angriff von Isis geflüchtet sind“, beschreibt ein Priester aus Alkosch die Lage in Mossul. Doch nicht nur für Christen ist die Isis eine Bedrohung. Auch Schiiten müssen um ihr Leben fürchten und haben in Alkosch vorerst Hilfe gefunden.
Schutzraum und Gefängnis zugleich
Auch das Magazin Der Spiegel thematisiert das Leid der Christen im Irak. Eine aktuelle Reportage lässt Christen aus dem nahe Mossul gelegenen Karakosch zu Wort kommen. 40.000 Christen leben dort. „Ein Ort, an dem man nicht mehr leben sollte“, beschreibt der 28-Jährige Salam Kikhwa die Situation. Bis auf sieben Kilometer sind die Islamisten bereits an ihre Stadt herangerückt. Eingefallen sind sie bisher nicht. Beschützt werden die Bewohner nicht etwa von der irakischen Armee, die sei längst geflohen. Eine städtische Schutztruppe und kurdische Soldaten, die eigene Interessen im Irak vertreten, verteidigen die Stadt. Karakosch sei nun Schutzraum und Gefängnis zugleich, heißt es im Spiegel. Täglich kämen neue Flüchtlinge im Priesterseminar der Stadt an. Wasser- und Stromleitungen der Stadt habe die Isis von außen gekappt, die irakische Regierung zudem die Internetverbindung, damit das Netz nicht von Islamisten zu Propagandazwecken benutzt werden könne. „Indirekt sind die Terroristen schon in der Stadt“, sagen die Menschen in Karakosch. (pro)
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