Internetnutzer entscheiden künftig über Fernsehinhalte

Vor dem Fernseher sitzen und dabei im Internet surfen - immer häufiger nutzen junge Menschen Fernsehen und Internet zeitgleich. In den USA surfen laut Expertenberichten bereits 75 Prozent aller Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren bei laufendem Fernseher im Web, in Europa seien es 73 Prozent.
Von PRO

Diese Zahlen gab der amerikanische Fernseh-Manager Mark Goldman auf der Medienwoche der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin bekannt. Die Auftaktdebatte des Kongresses der Berliner Medienwoche drehte sich um die Zukunft der Medien und die besondere Rolle des Internets. Die geladenen Medienexperten waren sich einig darüber, dass in Zukunft allein die Nutzer über das Schicksal der klassischen und neuen Medien entscheiden.

Laut Goldman werde die Leitfunktion traditioneller Medien von Gemeinschaften wie studiVZ oder Facebook zunehmend in Frage gestellt. Web-Netzwerke würden den traditionellen Fernsehkonsum immer weiter verdrängen. Die Zukunft des Fernsehens gehöre daher einem Mix aus teils durch die Nutzer erstellten Videos und sozialen Netzwerken.

Wie die „Süddeutsche“ berichtet, kündigte der TV- und Filmproduzent UFA bereits erste Konsequenzen aus dem veränderten Nutzerhalten an. „14- bis 16-Jährige verbringen bereits mehr Zeit im Internet als vor dem Fernseher“, so Wolf Bauer, Chef der UFA. Man könne nicht darauf warten, dass sie zum Fernsehen zurückkämen, sondern „muss sie dort erreichen, wo sie sich aufhalten“. Bei UFA plane man daher gemeinsam mit der Internet-Gemeinschaft „StudiVZ“ eine Reihe von Online-Serien herzustellen. Im Oktober soll die Websoap über das Leben einer Studentengruppe auf den „StudiVZ“-Plattformen starten.

Nutzer bestimmen die Inhalte von Web und TV

Ähnlich funktioniert in den USA bereits die vom früheren US-Vizepräsidenten Al Gore gegründete Internet-Plattform „Current TV“. Das Portal „Current.com“ sowie der dazugehörige Sender verbreiten journalistische Filmbeiträge. Dabei werde ein Drittel der Beiträge von Nutzern aus aller Welt hergestellt. Es sei wichtig, so Geschäftsführer Mark Goldmann, Beteiligungsmöglichkeiten fürs Publikum zu bieten und das „Wissen der Masse zu erschließen“. Mittlerweile würden bereits 58 Millionen Menschen „Current TV“ sehen. „Wir wollen einen globalen Sender aufbauen“, so Goldman. Die in San Francisco beheimatete Firma sei daher „sehr interessiert am deutschen Markt“. Schon heute würden Surfer aus Deutschland die „viert- oder fünftgrößte Nutzergruppe auf unserer Webseite“ darstellen. Einen definitiven Plan für den Start in Deutschland gebe es aber noch nicht.

NDR-Chef Lutz Marmor und auch ZDF-Intendant Markus Schächter bekräftigten das Interesse der Öffentlich-Rechtlichen an einer starken Internet-Präsenz. „Da müssen wir stattfinden“, sagte Marmor. Er riet aber auch dazu, nicht nur auf das „gehypte Geschäft im Internet“ zu schielen.

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