„Internet ist für Kinder eine Bereicherung”

Das Thema Kinder und Internet wird in der Presse zu negativ behandelt. Das hat die Leiterin des Jugendschutzes bei Google, Sabine Frank, in Berlin erklärt. Die Betreiberin eines Kinderchats wehrte sich gegen Kritik von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Redaktion hatte im März beanstandet, Chatbetreiber gingen nicht hart genug gegen Pädophile vor, die sich Kindern im Netz näherten.

Von PRO

„Das Internet ist für Kinder eine große Bereicherung”, sagte Frank auf der am Montag eröffneten Netz-Konferenz „re:publica”. „Wir brauchen einen spielerischen Umgang, um Kinder ins Internet zu führen”, erklärte sie. Eine gute Kinderseite sollte junge Menschen dazu bringen, „das Internet als das zu verstehen, was es ist: der größte Partizipationsraum, den wir haben”. Frank übte Kritik an der Presseberichterstattung über das Thema Internet und Kinder: Zu selten würden positive Beispiele gezeigt, Angst dominiere die Debatte. „Wir müssen einen positiven Twist bekommen”, wünscht sie sich.

Negative Berichterstattung hat Verena Delius, Geschäftsführerin des Unternehmens „Goodbeans”, am eigenen Leib erfahren. Im März hatten Redakteure der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) die Sicherheit in Kinderchats getestet. Die „Goodbeans”-Seite „Panfu” fiel, genauso wie alle anderen Angebote, im Test durch. Delius wehrte sich auf der „re:publica” gegen die Kritik: Zwar habe die FAS sehr genau beschrieben, wie sich mutmaßlich Pädophile im Chat Kindern genähert hätten. Dass die Moderatoren des Gesprächs im Nachhinein eingegriffen hätten, sei aber nicht erwähnt worden. „Panfu” arbeite mit einer schwarzen Liste, die unsittliche Wörter umfasse. Diese würden bei Entdecken durch die Moderatoren geblockt. In schlimmen Fällen könnten User sogar komplett vom Chat ausgeschlossen werden. Zuletzt habe ihr Unternehmen die IP-Adresse eines Nutzers herausgefunden und für ihre Seiten gesperrt. Ein solcher Fall komme aber nur etwa ein Mal im Jahr vor. Ihre Devise laute: Kinder nicht vom Netz fernhalten, sondern besser aufklären. Auch sie hält die allgemeinen Sorgen über die Netznutzung der Jüngsten für übertrieben: „Heute haben wir die Chance, den Schulhof mitzuhören”, beschrieb sie die moderne Netzwelt. Das erschrecke viele, weil man eben nicht wisse, wie „böse” die Realität sei.

Christine Feil vom Verein „Deutsches Jugendinstitut” zitierte eine Studie, wonach in Kindersuchmaschinen am häufigsten nach den Begriffen Spiele, Hund und Sex gesucht wird. Für letzteres machte sie vor allem die Schule verantwortlich: Nach dem Begriff „Sex” suchten Kinder oft im Kontext des Sexualkundeunterrichts, behauptete sie. Das sei daran erkennbar, dass die Anfragen in den Ferien nachließen. Ihre Erfahrung zeige: „Eigentlich interessiert die Leute recht wenig, was Kinder im Internet tun.”

Christiane Baumann, Projektleiterin einer deutsch-französischen Kinderwebseite, erklärte, sie beobachte eine zunehmende Entwicklung hin zu Traditionellem. Kinder hätten das Bedürfnis, auch einmal einen Stift zu halten. Ihrer Meinung nach wird es deshalb im Leben der Kinder künftig beides geben: Digitales und Analoges. Delius geht davon aus, dass es 2020 gar keine speziellen Kinder-Web-Angebote mehr geben wird. „Sie wachsen einfach ganz normal mit dem Internet auf”, sagte sie. Sabine Frank von Google wagte ebenfalls einen Ausblick: Gerade in Schulen werde bald viel natürlicher mit dem Netz umgegangen. (pro)

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