Integrationswille mit Sprachproblemen

Zwei Studien geben erstmals Auskunft über das islamische Gemeindeleben in Deutschland. Wie das Bundesinnenministerium am Dienstag mitteilte, bemühen sich viele muslimische Einrichtungen um Integration ihrer Besucher in die deutsche Gesellschaft. Dennoch zeigten sich besonders bei den Geistlichen Sprachprobleme.

Von PRO

Es gibt 2.342 islamische und alevitische Gemeinden in Deutschland. Die meisten sind laut Erhebung türkisch geprägt, 64 Prozent der Gemeindebesucher kommen aus dem Land am Bosporus. Ein knappes Drittel der Gemeinden bietet deutsche Sprachkurse für Jugendliche an. Frauen sind mit Ausnahme der Aleviten bei Gemeindeaktivitäten unterrepräsentiert.

Fast alle islamischen Religionsbediensteten sind selbst nach Deutschland zugewandert. Nur sechs Prozent sind in Deutschland geboren. Die Forscher weisen auf Probleme hinsichtlich der Kenntnisse der deutschen Sprache hin. Die Geistlichen bewerten ihre Deutschkenntnisse demnach deutlich schlechter als die muslimische Gesamtbevölkerung in Deutschland. Das Schulbildungsniveau der in Deutschland tätigen Religionsbediensteten ist vergleichsweise hoch. Die Mehrzahl hat – zumeist im Herkunftsland – die Hochschulreife erlangt. 20 Prozent der in Deutschland tätigen muslimischen Geistlichen hat keine theologische Ausbildung, 35 Prozent haben studiert und 45 Prozent eine Ausbildung absolviert oder eine religiöse Schule besucht.

In Deutschland lehren zwischen 1.700 und 2.500 islamische Religionsbedienstete regelmäßig in einer Moschee oder einer alevitischen Gemeinde. 80 Prozent stammen aus der Türkei, 93 Prozent sind sunnitisch. Fast zwei Drittel der islamischen Religionsbediensteten sind in einer Gemeinde der drei großen türkisch geprägten Verbände tätig, nämlich der "Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion" (DİTİB), der "Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş" (IGMG) oder dem "Verband der islamischen Kulturzentren" (VIKZ). Jeder dritte islamische Religionsbedienstete arbeitet demnach in einer Gemeinde, die nicht durch einen der drei großen türkisch geprägten Verbände repräsentiert wird.

Die beiden Studien "Angebote und Strukturen der islamischen Organisationen in Deutschland" des "Bundesamts für Migration und Flüchtlinge" und "Islamische Religionsbedienstete in Deutschland" des "Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung" an der Universität Duisburg-Essen bieten erstmals einen Überblick über die Aktivitäten islamischer Gemeinden in Deutschland. Anstoß zur Forschung hatte die "Deutsche Islam-Konferenz" gegeben, die am Donnerstag wieder tagt. Insgesamt befragten die Experten Muslime in 1.141 religiösen Organisationen und 821 islamische Religionsbedienstete, die in 835 Moscheen und alevitischen Gemeinden tätig sind. (pro)

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