Der CDU-Politiker warf den Verbänden vor, zu wenig zu tun, „um die Integrationsprobleme der nachziehenden Ehefrauen zu lösen“. Kauder forderte die Migranten auf, „die Probleme selbst in die Hand zu nehmen, statt auf staatliche Hilfe zu warten“. Alle Hilfe etwa durch Sprachförderung nütze nichts, wenn die Kindern „nicht erleben, dass zu Hause deutsche Bücher im Regal stehen oder wenn nur ausländische Fernsehkanäle Zugang zum heimischen Wohnzimmer“ fänden. „Wenn zu Hause nicht deutsch gesprochen wird, fehlt die für einen erfolgreichen Spracherwerb wichtige familiäre Unterstützung.“
Böhmer: „Multikulti ist gescheitert“
Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, warf den türkischen Verbänden vor, Angst zu schüren. „Wenn man sagt, dass der Erwerb der deutschen Sprache so nicht zumutbar ist, dann ist das etwas, was nicht die Integration befördert.“ Zudem, so Böhmer, könne nicht einerseits von muslimischen Vertretern der Dialog gefordert und andererseits konkrete Bemühungen abgelehnt werden. Der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) sagte die Integrationsbeauftragte weiter: „Der Traum von Multikulti ist gescheitert.“ Das Nebeneinander habe nicht zu einem Miteinander geführt. In vielen Städten gebe es Parallelwelten und Tendenzen zu Gettoisierung, so Böhmer in der „WAZ“.
Vier große Verbände der in Deutschland lebenden Türken hatten am Dienstagabend angekündigt, nicht zu dem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag im Kanzleramt zu kommen. „Die vier Organisationen werden nicht teilnehmen“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat.
Die türkischen Verbände empfinden das Zuwanderungsgesetz als diskriminierend. Es schreibe eine Ungleichbehandlung von Einwanderern fest, indem es etwa beim Nachzug von Ehepartnern für einige Nationalitäten einen Nachweis von Deutschkenntnissen vorsehe, für andere dagegen nicht. Eingeladen zum Integrationsgipfel sind mehrere Verbände und Einzelpersonen. Beim zweiten Gipfel dieser Art will Merkel einen Nationalen Integrationsplan vorstellen, der unter Beteiligung von Migrantenverbänden ausgearbeitet worden war.