Integration: Gleichstellung in weiter Ferne

In Deutschland leben 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Bericht der Bundesregierung gibt nun Aufschluss darüber, wie es um sie steht. Obwohl die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) am Donnerstag bei der Präsentation in Berlin von "maßgeblichen Fortschritten" sprach, zeigt sich: Die Unterschiede zur deutschstämmigen Bevölkerung sind nach wie vor groß.


Von PRO

Die guten Nachrichten zuerst: Nach Angaben der Forscher ist der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ohne Schulabschluss um 15 Prozent zurückgegangen. Zudem verließen heute 28 Prozent mehr ausländische Jugendliche die Schule mit einer (Fach-)Hochschulreife als noch 2005. Dennoch: Der Zugang zu höherer Bildung sei für sie nach wie vor schwierig, heißt es in dem Bericht, der die Jahre 2005 bis 2010 in den Blick nimmt. Bestimmend für die Schulbildung ist demnach allerdings weniger der Migrationshintergrund selbst als die soziale Herkunft. Auch die zu Hause gesprochene Sprache spiele eine wesentliche Rolle für die Zukunft der Kinder.

Sprache und Landeskenntnisse machen den Unterschied

Einen berufsqualifizierenden Abschluss hätten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nur halb so viele Menschen mit Migrationshintergrund. Laut Bericht haben sie zudem "merklich häufiger" keinen akademischen Abschluss. Die Erwerbslosenquote unter den Migranten sei zwar spürbar gesunken, bleibe aber mit knapp 16 Prozent doppelt so hoch wie jene in der Gesamtbevölkerung. Der Bericht zeigt auch, dass Personen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt geringer qualifiziert sind, aber von einer höheren Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt auch weniger profitieren als andere. Verantwortlich dafür sind laut Forschern mangelnde Landes- und Sprachkenntnisse.

Auf finanzielle staatliche Hilfe sind unter den Ausländern doppelt so viele Menschen angewiesen wie in der Gesamtbevölkerung, rund 21 Prozent im Vergleich zu rund 9 Prozent. Die Zahl der Migranten, die sich ehrenamtlich engagieren, sei zwar gestiegen, bleibe aber niedrig. Insgesamt machen Menschen mit Migrationshintergrund nur rund 5 Prozent der ehrenamtlich Engagierten aus – 20 Prozent der Menschen in Deutschland stammen aus dem Ausland.

Positive Entwicklung bei frühkindlicher Förderung

Positiv bewertet Böhmer hingegen, dass die Zahl derjenigen Kinder mit Migrationshintergrund, die eine Tagesbetreuung in Anspruch nehmen, gestiegen ist. Das soll vor allem bei der frühkindlichen Integration helfen. Von 2008 bis 2010 nahm die Betreuungsquote um 34 Prozent zu. Unter den 3- bis 6-Jährigen werden demnach rund 86 Prozent betreut, bei Kindern mit deutschen Wurzeln sind es 95 Prozent.

"Noch immer sind die Unterschiede zwischen Migranten und Menschen ohne Migrationshintergrund zu groß", gab Böhmer aber auch zu. Gerade im Bereich der Bildung sei die Politik nach wie vor gefordert. So sollten vor allem die Schulen ein Ort für Integration sein. Gerade auf dem Arbeitsmarkt bestehe nach wie vor eine "Lücke". Der Sozialforscher Ruud Koopmanns sah dennoch eine positive Tendenz, etwa beim Schulerfolg. "Wenn zu Hause Deutsch gesprochen wird, sind die Schulerfolge dieselben, wie bei Kindern ohne Migrationshintergrund", erklärte er. (pro)

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