Indonesien: Kirchen fordern Religionsfreiheit

Vertreter der Kirchen in Indonesien haben die Regierung ihres Landes dazu aufgerufen, gegen die Verdrängung der Christen vorzugehen. Der zunehmende Einfluss radikaler islamischer Kräfte aus dem Nahen Osten habe bereits dazu geführt, dass zahlreiche Kirchen geschlossen wurden, erklärten Mitglieder des indonesischen Kirchenrats am Mittwoch bei einem Besuch in Berlin.

Von PRO

Andreas Yewangoe, Vorsitzender des Kirchenrats, und Gomar Gultom, Generalsekretär, berichteten von Gewalt gegen Christen und von Kirchen, die angezündet oder geschlossen worden seien. Die indonesische Verfassung garantiere zwar das Recht auf Religionsfreiheit, praktisch gebe es damit aber "einige Probleme", wie Yewangoe erklärte. So beobachte er eine zunehmende Radikalisierung des Islam in Indonesien, unter der nicht nur die Christen, sondern auch gemäßigte Muslime und andere Religionsgemeinschaften zu leiden hätten.

Erst am vergangenen Sonntag hatte ein Selbstmordattentäter auf der indonesischen Insel Java einen Sprengsatz vor einer Kirche gezündet. Wie das Hilfswerk "Open Doors" informierte, wurden dabei 27 Menschen verletzt. Vor sechs Monaten hatte sich ein weiterer Attentäter vor einer Moschee in der Stadt Ciberon in die Luft gesprengt. 30 Menschen wurden verletzt.

"Schuld tragen die fundamentalistischen Muslime"

Gultom beobachtet jedoch auch einen zunehmenden Einfluss charismatischer amerikanischer und koreanischer Bewegungen, die teilweise "aggressiv" missionierten. Es sei wichtig, die Mulitreligiosität in Indonesien zu achten, erklärte er dazu. Daher gingen die meisten Kirchen des Landes weniger missionarisch vor, sondern versuchten, eher diakonisch in die Gesellschaft hineinzuwirken. Dennoch stellte er mit Bezug auf das zunehmend aggressive Vorgehen der Islamisten fest: "Mit oder ohne die charismatische Bewegung würde das passieren." Die Schuld für die zunehmende Einschränkung der Religionsfreiheit sei bei den islamischen Fundamentalisten zu suchen, nicht bei den Christen.

Indonesien gilt als der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. 80 bis 90 Prozent der knapp 240 Millionen Bürger hängen dem Islam an, 10 bis 15 Prozent gehören zu christlichen Kirchen. Der Kirchenrat vertritt nach eigenen Angaben rund 85 Prozent der indonesischen Christen. (pro)

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