„In der Welt habt ihr Angst…“

In der vergangenen Woche ist Hans W. Geißendörfers Kinofilm "In der Welt habt ihr Angst" angelaufen. Der Titel lässt Christen aufhorchen. Ein Bibelvers als Motto für einen Film? Was steckt dahinter?
Von PRO

Drogensucht, Raubmord, Entzug und Flucht. Geißendörfer erzählt eine Liebesgeschichte mit dramatischer Handlung. Die junge Studentin Eva (Anna Maria Mühe) gerät durch ihren Freund, den heroinabhängigen Musiker Jo (Max von Thun) in Drogensucht. Als Eva erfährt, dass sie schwanger ist, beschließen sie und Jo gemeinsam, dass sich ihr Leben nun radikal ändern muss. Der Neuanfang soll mit der Emigration nach Neuseeland einhergehen, fernab von der katholisch geprägten Kleinstadt-Idylle in Bamberg. Finanziell ausgebrannt bleibt ihnen aber nur die Möglichkeit das Geld für die Flugtickets durch einen Raubüberfall zu beschaffen. Der Plan geht nicht auf, und Eva erschlägt den Ladenbesitzer, der ihren Freund mit einer Pistole bedroht. Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse. Er wird gefangen genommen, sie kann fliehen und nimmt sich eine Geisel.

Religion als Kontrast

Es gehe um Schuld, sagt Hans W. Geißendörfer im Interview gegenüber der "Deutschen Welle", ein Thema, das ihn immer wieder beschäftige. In diesem Zusammenhang muss die Religion als Kontrastprogramm herhalten, das dazu dient das Handeln der Akteure negativ zu bewerten. So fordert der Vater von Eva (Hanns Zischler), ein strenger Kirchenmusiker, sie solle Buße tun. Es ist daher nachvollziehbar, dass Eva Gott immer im Hinterkopf hat. Sie betet kurz nachdem sie den Ladenbesitzer erschlagen hat: "Lieber Gott, mach, dass mein Vater das aushält, wenn er erfährt, was ich getan habe." Auffällig sind auch die vielen Kruzifixe, die allerorts erscheinen und sich mit dem Leben der beiden Drogenabhängigen kontrastieren. Die Religion bekommt somit die Funktion als Katalysator für Schuldgefühle.

"In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost ich habe die Welt überwunden." Der Bibelvers aus dem 16. Kapitel des Johannesevangeliums geht weiter. Diese Heilsbotschaft und Kernaussage christlicher Lehre wird im Film jedoch in keiner Weise erwähnt. Es bleibt bei der Angst.

"Endstufen eines Gespräches"

Insgesamt bietet der Film zwar schöne Bildaufnahmen und ausdrucksstarke Musik. Über die Dialoge sagt Geißendörfer in seinem Interview gegenüber der "Deutschen Welle" aber selbst: "Es sind Endstufen eines Gespräches. Die Anfänge der Dialoge sind nicht vorhanden. Das wirkt dann oft unrealistisch." Der Zuschauer muss sich daher voll und ganz auf dieses intensive Melodram einlassen und viel an emotionaler Eigenleistung investieren, um den Film adäquat nachvollziehen zu können. Und wer wegen des scheinbar christlichen Titels ins Kino geht, wird enttäuscht feststellen, dass der Film nicht hält, was der Bibelvers verspricht. (pro)

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