In der neuen „pro“: „Medien und die Glaubenskriege“

Über Kreationisten, Islamisten und Fundamentalisten haben die Medien in den vergangenen Wochen und Tagen viel geschrieben. "Christliche Fundamentalisten" wollen die Evolutionslehre abschaffen, lautet etwa ein Vorwurf. Gleichzeitig tobt der "Glaubenskrieg" um Mohammed-Karikaturen – den "moslemische Fundamentalisten" führen.
Von PRO

von Wolfgang Baake

Gott gegen Darwin, der „Glaubenskrieg um die Evolution“ ist ausgebrochen. Dieser Krieg, wie es das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ formulierte, tobt seit Wochen jedoch nicht allein unter Wissenschaftlern, nein, die Auseinandersetzung hat längst Politik und Medien erreicht. Dabei fällt eines auf: der „Glaubenskrieg“ wird mehr denn je auf den Titelseiten und in Sonderausgaben von Magazinen ausgetragen. Dabei lassen die großen Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendungen keinen Zweifel daran, auf wessen Seite sie stehen. Anhänger der Schöpfungslehre, sogenannte Kreationisten (von creatio, „Schöpfung“), werden durchweg als wissenschaftsfeindliche Fundamentalisten dargestellt, die nichts anderes im Sinn haben, als gegen die Evolution ins Felde zu ziehen.

An diesem Kampagnenjournalismus gegen Christen beteiligten sich beinahe alle Medien. „Päpstlicher als der Papst“ lautet etwa die Schlagzeile über einer Reportage im Magazin „Zeit Wissen“ im Januar. In dem Beitrag werden auch Mitarbeiter der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ begleitet, die in Vorträgen, Büchern und Artikeln kritisch die Evolutionstheorie beleuchten. Sie bieten Alternativen an, setzten sich dafür ein, dass auch der christliche Glaube an den Schöpfergott nicht vergessen wird. Zu den Zweiflern an Darwins Theorie gehören sie, heißt es in dem Artikel. „Eine kleine Gruppe von Bekennern kämpft gegen den ‚Irrglauben Evolution‘. Ihr Vokabular klingt akademisch, ihre Motivation aber ist biblisch. Und zwar ganz wörtlich“, heißt es weiter, laut „Zeit Wissen“ eben „päpstlicher als der Papst“.

Bush und der Gottesstaat

Immer wieder wird eine Brücke geschlagen zwischen Amerika und Europa. Konkreter: den fundamentalistischen Christen der USA und jenen in Deutschland, die offenbar den gleichen Glauben und die gleichen Ziele haben: den Glauben an Gott, den Schöpfer, und das angebliche Ziel einer Abschaffung der Grundlage aller Wissenschaft und insbesondere der Evolutionstheorie. An der Spitze amerikanischer Christen sehen die Medienvertreter noch immer US-Präsident George W. Bush. Da wundert es nicht, wenn etwa das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ davon schreibt, dass Bush von der Errichtung eines „amerikanischen Gottesstaates“ träumt. „In den USA eskaliert ein Kulturkampf. 150 Jahre nach Darwin versucht die religiöse Rechte, die moderne Evolutionsbiologie zu demontieren und damit der aufgeklärten Gesellschaft die Grundlage zu entziehen. Das nächste Ziel der Wissenschaftsfeinde: Europa“, heißt es da weiter.

„Christliche Fundamentalisten“

Bedauerlich ist daher, dass in den Köpfen der Öffentlichkeit ein Schema verankert wurde, das Kritiker der Evolutionslehrer pauschalisierend zu „christlichen Fundamentalisten“ abstempelt. Nirgends war etwa zu lesen, dass sich die Mitarbeiter von „Wort und Wissen“ klar von Bewegungen in den USA abgrenzen, die eine Verankerung der Schöpfungslehre im Biologieunterricht mit juristischen Mitteln durchsetzen wollen. „Die Konkurrenz wissenschaftlicher Lehren muss auf der Basis wissenschaftlicher Argumente erfolgen und sollte nicht durch Gerichtsprozesse eingeklagt werden“, so „Wort und Wissen“. Die dort engagierten christlichen Wissenschaftler gehen noch weiter:

„Schöpfungslehren können wegen ihres theologischen Bezugs grundsätzlich kein verbindlicher Inhalt des Biologieunterrichtes sein – Schöpfungslehre bleibt eindeutig Thema des Religionsunterrichtes.“ Solch feine Unterschiede in christlichen Ansichten sind wichtig, werden aber in der Berichterstattung erst gar nicht aufgegriffen.

Wenn Fundamentalismus zu Gewalt führt

Mitten in diese Debatte um „christliche Fundamentalisten“ stößt – beinahe wie aus dem Nichts – die Diskussion um die Gewalt „moslemischer Fundamentalisten“, die gleichzeitig in den Medien geführt wird. Auslöser waren die Karikaturen einer dänischen Zeitung vom Herbst vergangenen Jahres, die angeblich Mohammed darstellen und verunglimpfen. Monate später gehen weltweit Hunderttausende Moslems auf die Straßen, zünden Botschaften an, verbrennen Flaggen europäischer Länder und drohen mit weiterer Gewalt. „Der Kampf der Kulturen ist ausgebrochen“, schreibt die „Welt am Sonntag“. Zuvor hatten Medien noch die Debatte zwischen Kreationisten und Vertretern der Evolution als „Glaubenskrieg“ bezeichnet – es ist ein Beispiel dafür, wie Pauschalisierung auf den Titelseiten landet.

Viele Christen fühlen sich von abfälligen Äußerungen, wie diese im Zuge der Berichterstattung über Schöpfung und Evolution gedruckt und gesendet wurden, zu Recht diffamiert und in ihrem Glauben verletzt. Gleiches gilt für Moslems, die Karikaturen Mohammeds ablehnen. Beide aber pauschal als „Fundamentalisten“ zu bezeichnen, ist falsch. Denn Christen führen weder in den USA noch in Deutschland einen „Glaubenskrieg“ gegen die Evolutionslehre, sie fordern schlicht die Beachtung ihrer Glaubensansichten. Und das mit Worten und in Gesprächen.

Lesen Sie zu diesem Thema außerdem in der neuen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins „pro“:

Debatte: Wer sind die Fundamentalisten?
Bericht: Karikaturen und Bomben – Reaktionen mit Waffengewalt
Interview: Islamexperte Hans-Peter Raddatz
Pädagogik: Gehört Schöpfungslehre in den Biologieunterricht?


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