In der F.A.Z.: Mit Comics gegen Glaubenswurzeln

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" steht für Tradition. Ein wenig auch für Innovation, wie nicht allein die Einführung der Comic-Reihe "Strizz" 2002 zeigte. Seit dem 6. Januar aber veröffentlicht die F.A.Z. eine neue Comic-Serie: In Zeichnungen werden biblische Geschichten karikiert. Kein Wunder, ist der Zeichner und Autor Ralf König doch führendes Mitglied eines Glaubenskritiker-Vereins.
Von PRO

Es sind bissige Comics über biblische Geschichten, die Ralf König in seiner Reihe „Archetyp“ zu Papier bringt. Adam und Eva werden als die „beiden Strunzendoofen“ karikiert, weil sie den Sündenfall begangen haben. In Versform dichtet der Zeichner und Autor seine Gedanken zu biblischen Geschichten des Alten Testaments, mit denen sich die Comic-Reihe in der F.A.Z. befasst. „Wie lang ist’s her? Man weiß es kaum, da stehen unterm Apfelbaum, mittendrin im Garten Eden, diese beiden nackten Blöden“, heißt es etwa zu einem Bild, das Adam und Eva darstellen soll.

Den Aufmacher der Reihe machte ein Comic Königs am 6. Januar in der F.A.Z., in dem er die Schöpfung karikierte. „Leer war die Welt und ohne Sinn, drum ist im ersten Bild nichts drin. Da zog der Schöpfer einen Strich, der war noch schief und krackelich. Der Schöpfer murmelte: Verflucht!, und hat es gleich nochmal versucht.“

Für die „Religionsfreie Zone“

Explizit religionskritisch sollen die Comics ganz offensichtlich sein, die Ralf König zu Papier bringt. Denn seit September 2007 ist der Zeichner Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der „Giordano Bruno Stiftung“ – jener Stiftung, die sich der „Förderung des evolutionären Humanismus“ verschrieben hat und durch zahlreiche Aktionen und Veröffentlichungen jegliche Religion ad absurdum führen will. Die „Religionsfreie Zone“ ist so eine Aktion, die die Giordano Bruno Stiftung regelmäßig unterstützt, Veranstalter ist der „Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten“. Mit dem Slogan „Heidenspaß statt Höllenqual“ treten die Veranstalter als Gegenbewegung zu Kirchentagen oder katholischen Treffen auf und machen auch sonst keinen Hehl daraus, alles Religiöse ins Lächerliche ziehen zu wollen.

Nachdem Ralf König Mitglied im Stiftungsbeirat der Giordano Bruno Stiftung wurde, veröffentlichte die „Religionsfreie Zone“ auf ihrer Internetseite einen Comic des Zeichners, der sich mit Abraham befasste. Darin zeigt König etwa einen grimmigen Rabbi, einen Priester und einen Imam, die sich um die Frage streiten, wessen Stammvater Abraham sei. „Denn ob Imam, ob Benedikt, ob Orthodox, sie alle drückt die Sorge um den Sieg der Sünde! Gäb’s hier nicht ganz neue Bünde? Vereint im Heil’gen Schwulenhass, macht doch das Frömmeln richtig Spass! … Weshalb wir Schwulen gut dran täten, niederzuknien und zu beten, dass sich die Götter weiter hassen, und uns derweil in Frieden lassen.“

Statt als Glaubens- und Religionskritiker hat sich Ralf König jahrelang in der politischen Schwulenbewegung engagiert, seine Bücher wie „SchwulComix“, „Safere Zeiten“ oder „Deutsche Tuntenpost“ werden in der Homosexuellenszene gefeiert. Bekannt wurde Ralf König darüber hinaus durch die Verfilmung seines Comics „Der bewegte Mann“ im Jahr 1994.  

„Man kann der Kirche hier nicht entgehen“, seufzt König

Am 6. Januar 2009 startete die F.A.Z. also den Abdruck der Comic-Reihe „Archetyp“. Wobei Königs religionskritische Zeichnungen nicht zum ersten Mal in dem Blatt zu sehen sind. Im September 2007 sprang Ralf König schon einmal als Urlaubsvertretung für Volker Reiche ein, der bis zum 2. Januar dieses Jahres seinen „Strizz“ in der F.A.Z. veröffentlichte. Damals widmete sich König der Schöpfungsgeschichte unter dem Titel „Prototyp“.

Über die rund 60 Folgen der neuen Reihe freute sich etwa F.A.Z.Redakteur Andreas Platthaus in seinem Blog auf FAZ.NET. Es gehe um Noah, schrieb er vorab in einem Beitrag, „doch um einen ganz anderen Noah, als wir ihn aus der Bibel kennen. Ralf König hat den gottesfürchtigen Schiffsbauer kräftig gegen den Strich gebürstet, und im Mittelpunkt seiner Geschichte steht denn auch nicht die Sintflut, sondern das seltsame Paradox eines gütigen Gottes, der mir nichts dir nichts fast seine ganze Schöpfung ersäuft, auf deren Entwurf er doch so große Mühe verwandt hat, und das nur wegen der Ungebärdigkeit der Menschen.“ Der Noah Königs sei ein „unangenehmer Kerl, der viel eher seinen Gott einen guten Mann sein läßt, als ihm zu gehorchen“.

Als Vorstandsmitglied der „Giordano-Bruno-Stiftung“ sehe der Kölner Comic-Zeichner es als Verpflichtung an, „Religion mit wissenschaftlicher Skepsis zu begegnen“, schreibt Platthaus weiter. „Von seiner Wohnung in den oberen beiden Geschossen eines Altbaus geht der Blick über das Kirchturmmeer einer Stadt, die jahrhundertelang als das heilige Köln bekannt war. ‚Man kann der Kirche hier nicht entgehen‘, seufzt König.“

Da verarbeitet er seine Aversion gegen die Kirche und den Glauben lieber in Comics, könnte man meinen. Wobei Ralf König „Menschen, die in ihrem Glauben wurzeln, danach leben und andere nicht dazu überreden wollen, es ihnen gleichzutun, schätzt“, meint der F.A.Z.-Redakteur. Was der Zeichner offenbar ganz und gar nicht schätzt, sind hingegen die Wurzeln, aus denen die biblische Überlieferungen überhaupt bestehen – und die er mit bissigem Spott neu zeichnet und schreibt. Damit trifft er jedoch zwangsläufig auch die Menschen, „die in ihrem Glauben wurzeln, danach leben und andere nicht dazu überreden wollen, es ihnen gleichzutun“ – und alle anderen Gläubigen auch.

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