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Immer mehr Kinder nehmen Psychopharmaka

Hyperaktive Kinder gelten schnell als ADHS-krank. Zu schnell, finden Experten. Die "Welt am Sonntag" widmet sich aktuell in einer Titelgeschichte dem Phänomen Zappelphilipp und stellt fest: Viele Therapeuten verschreiben Kindern zu schnell Psychopharmaka.

Von PRO

Foto: Claudia Paulussen, fotolia

Immer mehr Kinder nehmen Psychopharmaka. Einer Studie der "Techniker Krankenkasse" zufolge hat zum Beispiel die Zahl der dort versicherten Kinder, die den Wirkstoff Methylphenidat verschrieben bekommen, seit 2006 um ein Drittel zugenommen. Auch Antidepressiva würden schneller verordnet. Der Vorstand der Bundestherapeutenkammer, Peter Lehndorfer, sagt der "Welt am Sonntag": "Die Diagnose ADHS wird häufig zu schnell gestellt", und weiter: "Ritalin und andere Psychopharmaka werden oft zu schnell verschrieben." Den Grund dafür sieht Lehndorfer in einem Mangel an Psychotherapeuten in Deutschland. Lange Wartezeiten und schnelle Fehldiagnosen seien die Folge.

ADHS ist die Abkürzung für die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung. In Deutschland sind rund 500.000 Kinder und Jugendliche davon betroffen. Ihnen fällt es oft schwer, sich zu konzentrieren, sie können nur schlecht stillhalten und sind deshalb häufig Störer im Schulunterricht. Mindestens jede siebte ADHS-Diagnose soll falsch sein, schreibt die "Welt am Sonntag". Gründe für eine Erkrankung sehen Experten in einer Reizüberflutung der Kinder, etwa durch zu viel Medienkonsum und zu wenig Bewegung. Brüchige Familienverhältnisse können das Syndrom ebenso fördern, wie eine Überbehütung durch die Eltern. So sagt der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther: "Eigentlich befinden wir uns seit einigen Jahren zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte in einer Phase, in der Kinder nicht mehr gebraucht werden." Früher hätten sie ihren Beitrag zum Leben der Familie leisten müssen, hätten etwa beim Holzsammeln oder Kochen geholfen. Heute bemühten sich die Eltern häufig, ihre Kinder so gut wie möglich zu unterhalten, was sie zu "Entertainment-Junkies" mache. Kinder würden irgendwann abhängig von dem Gefühl, dauernd Aufmerksamkeit zu bekommen.

Gerade das Medikament Ritalin, das häufig bei ADHS verschrieben werde, habe weitreichende Nebenwirkungen. Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Ängste oder Bluthochdruck könnten die Folge der Einnahme sein. Zudem bremse das Medikament den Impuls, etwas Unerlaubtes zu tun, etwa, im Unterricht zu stören. Hüther findet: Dadurch werden Kinder der Möglichkeit beraubt, zu erfahren, wie schön es ist, Selbstdisziplin zu haben. (pro)

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