In etwa der Hälfte der Moscheen in Deutschland predigen die Imame einen anti-westlichen Islam. Das hat der Islamexperte Ralph Ghadban gegenüber Focus online erklärt. Der Theologe und Religionswissenschaftler Thomas Schirrmacher stimmt ihm zu. Viele Imame seien selbst nicht integriert – und würden ausgetauscht, sobald es dafür Anzeichen gebe.
In etwa der Häfte der Moscheen in Deutschland wird ein anti-westlicher Islam gepredigt, befürchtet Wissenschaftler Ralph Ghadban
Anlass für das Interview von Focus online mit Islamwissenschaftler Ralph Ghadban war eine Äußerung des Kölner Imams Sami Abu-Yusuf zu den Silvestervorfällen in Köln. Gegenüber dem Kölner Express stellte er einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Frauen und den Übergriffen auf sie her. „Es waren Frauen leicht bekleidet und sie trugen Parfüm, als sie durch die betrunkene Menge liefen. Das war für einige Nordafrikaner Anlass, die Frauen zu begrapschen“, zitiert ihn die Zeitung. Der Imam betonte zwar anschließend, das heiße nicht, dass Frauen sich nicht so kleiden dürften. Der Eindruck, die Übergriffe seien mindestens zum Teil selbst verschuldet, bleibt aber bestehen.
Ghadban, unter anderem Mitglied der 11. Islamkonferenz, überraschen die Äußerungen des Imams nicht. Anti-westliche Imame stellten zum Beispiel die Scharia über das Grundgesetz. „Das heißt: Wenn eine Frau einem Imam sagt, dass ihr Mann sie schlägt, würde er dem Mann sagen, dass der Prophet seine Frauen nicht geschlagen habe und er sich daran ein Beispiel nehmen soll. Eigentlich müsste er aber Anzeige erstatten. Häusliche Gewalt ist ein Straftatbestand“, sagte er gegenüber Focus online. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Moscheen in Deutschland einen anti-westlichen Islam vertreten.
Imame machten „viel kaputt“, wenn es um Integration gehe. Da religiöse Muslime in Alltagsfragen oft den Rat ihres Imams suchten, habe dieser einen großen Einfluss auf das Leben der Gläubigen. Streng religiöse Eltern fragten ihn zum Beispiel um Rat, ob ihr Kind den Kindergeburtstag eines deutschen Kindes besuchen dürfe. Die Entscheidung des Imams – ob positiv oder negativ – werde anstandslos befolgt. Der Islam sei eine „Religion der Gesetze“, erklärt Ghadban den Stellenwert des Geistlichen.
„Viele Imame werden kurzfristig ausgetauscht“
Dem stimmt auch der Theologe und Religionswissenschaftler Thomas Schirrmacher gegenüber pro zu. Im Gegensatz zum Christentum, das Regeln und Vorgaben für das alltägliche Leben kaum kenne, machten diese große Teile des Islam aus. „Insbesondere das Vorbild Mohammeds bezieht sich maßgeblich auch auf äußeres Verhalten und Aussehen. Während Jesus in seiner Gesinnung Vorbild für Christen ist, nicht aber in seinem Lebensstil – zum Beispiel bei Getränken, Schuhwerk, Frisur oder Familienstand –, ist Mohammed Vorbild im konkreten alltäglichen Tun“, sagt Schirrmacher. Religiöse Muslime erwarteten deshalb, dass sich ihr Imam zu jeder praktischen Frage des Alltags äußere. Diese Antwort bezeichne man als „Fatwa“.
Ebenso wie Ghadban erklärt der Theologe, dass Imame ein Hindernis für die Integration von Muslimen sein könnten: „Viele Imame sind selbst nicht integriert, das heißt in einer anderen Kultur aufgewachsen, theologisch in der Heimat geprägt und können kaum Deutsch. Das liegt unter anderem daran, dass viele Imame in verhältnismäßig kurzem Turnus ausgetauscht werden.“ Auch bei vielen türkischen Moscheen in Deutschland würden die Geistlichen kurzfristig ausgetauscht, sobald sie hiesiges Denken schätzen lernten oder begännen, Deutsch zu sprechen. Daran werde sich wenig ändern, solange die Abhängigkeit der Imame von ihren Herkunftsländern so groß sei. Eine Regelung wie in Österreich zu treffen, wo die Finanzierung von Imamen aus dem Ausland verboten ist, sei hierzulande rechtlich schwierig zu regeln, sagte Schirrmacher. (pro)
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