Imame: Die „Scharfmacher“ treffen den richtigen Ton

"Sie sind radikal, sprechen Deutsch und treffen den Ton der muslimischen Jugend." Zu dieser Erkenntnis kommen die "Spiegel"-Autoren Matthias Bartsch, Maximilian Popp und Christoph Scheuermann in einem Beitrag über Imame, in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung.
Von PRO

"Die Scharfmacher", wie der "Spiegel" die jungen Prediger nennt, verkündeten einen streng konservativen Islam, der Neuerungen ablehne und den Umgang mit Ungläubigen untersage. Ihre stärkste Plattform dabei sei das Internet.

Lebensaufgabe ist die Verbreitung des Islam

Eine der neuen Lichtgestalten ist der Berliner Imam Abdul Adhim. Er versuche seine Ziele mit Worten und nicht mit Gewalt zu erreichen. Eigentlich arbeitet der in Marokko geborene Moslem als Ingenieur in Berlin. Er habe es sich aber zu seiner Lebensaufgabe gemacht, den Islam zu verbreiten.

Wegen des Verdachts der Volksverhetzung hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eröffnet. Adhim hatte die Kämpfer Hamas als "die Besten unter dieser Nation" bezeichnet. Die durchgeführte Analyse der Rede eines Islamwissenschaftlers ergab, dass Adhim zwar emotionalisiere, aber kein "typischer Hetzprediger" sei und er über eine große "geistige Beweglichkeit" verfüge.

Ideologie nahezu deckungsgleich mit Al-Qaida

Weil viele Moscheegemeinden als überholt und lebensfremd gelten, habe die Propaganda vor allem bei jungen Leuten Erfolg. Aus Sicht des "Spiegel" gelingt dies, weil die Prediger Themen ansprechen, mit denen junge Moslems bisher alleine blieben und für die der deutsche Staat keine Lösung gefunden habe. Dies führe dazu, dass der politischer Salafismus die am schnellsten wachsende radikal-islamische Bewegung sei. Der Berliner Verfassungsschutz hat deren Ideologie als nahezu deckungsgleich mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida bezeichnet.

Ein zweites Aushängeschild zu dessen öffentlichen Veranstaltungen hunderte Menschen pilgern, sei Pierre Vogel. Er verabscheue den Individualismus und die westliche Ideologie, "die dir sagt, ich habe niemandem zu gehorchen", wird er im "Spiegel" zitiert. Die Anhänger des Ex-Profiboxers stimmen ihm zu, "dass es cool ist, fromm zu sein". Vogel nehme auch gerne Einladungen in Talkshows an, wo er gerne als "Bad Guy der deutschen Islam-Debatte" auftrete.

Vermitteln, dass Muslime ungerecht behandelt werden

Sowohl Vogel als auch Adhim gelinge es gut, zu vermitteln, dass junge Muslime ungerecht behandelt würden. Die Imame wollen einfache Antworten geben, die für die eigenen Anhänger praktisch sind. Vogel sprach einmal vom "Holocaust gegen die Muslime". Ein weiteres Phänomen ist die Frömmigkeit vieler Muslime der zweiten und dritten Generation. Laut einer Studie des "Essener Zentrums für Türkeistudien" gehe es den jungen Menschen durch Abgrenzung von ihren Eltern um eine besonders radikale Religiosität. "Für einige junge Muslime sind Prediger wie Vogel offenkundig die Einstiegsdroge in eine islamistisch angehauchte Ideologie, die Gewalt als legitimes Mittel anerkennt, nicht nur in Krisengebieten."

In Deutschland fehle es bislang an einer (einheitlichen) Strategie, um das Problem zu bekämpfen. Bisher hätten viele abgewartet, beobachtet und dann im Notfall verboten, ohne dass eine seriöse Auseinandersetzung stattgefunden habe. Die Stadt Berlin sucht mittlerweile in der Kooperation bei Integrationsprojekten einen Lösungsansatz. So sprach Adhim jüngst bei der Aktionswoche "Hand in Hand gegen Gewalt", bei der Berlins Innensenator Schirmherr war. Der "Spiegel" bilanziert: "Adhim ist erkennbar stolz darauf, dass er von Staats wegen gebraucht wird." (pro)

"Der Salafit Pierre Vogel (Foto) wird von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt", sagt Irmgard Schrand. Das mache ihn für manche Teenager interessant.
Foto: Schängel/Wikipedia

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