Gibt es ein glückliches Sterben? Das fragte Anne Will am Mittwochabend die Gäste in ihrer Talksendung und erhielt sehr persönliche Antworten.
Von PRO
Foto: NDR/Wolfgang Borrs
Anne Will (li.) diskutierte unter anderen mit Angelika Kallwass und Hubert Hüppe über Sterbehilfe
Ob Menschen glücklich sterben können, beantwortete der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe, der auch Behindertenbeauftragter der Bundesregierung ist, gleich zu Beginn der Sendung: „Ich bin skeptisch, ob es ein glückliches Sterben geben kann. Ich persönlich habe Angst vor dem Tod. Aber ich kann mir vorstellen, dass man zufrieden mit dem Leben abschließen kann. Allerdings kann ich mir ein Glücksgefühl beim Sterben nicht vorstellen.“
Hüppe setzt sich in der Regierung aktiv gegen die Sterbehilfe ein. Er fordert ein klares gesetzliches Verbot der Anstiftung und der organisierten Beihilfe zur Selbsttötung. Denn dies fehle in Deutschland, sagte der CDU-Politiker. „Ansonsten droht eine Gesellschaft, die nicht mehr auf Hilfe und Solidarität setzt, sondern Druck ausübt, dem Leben ein Ende zu setzen.“ Ebenso steige die Gefahr, dass Menschen, die nicht sterbenskrank seien, sich töten ließen. „Ich glaube nicht, dass das Töten eine Hilfe darstellt. Was gibt uns das Recht, zu sagen, dass jemand hätte sterben sollen, der sich noch über Dinge freuen kann?“
Hans Küng: „Selbstbestimmt sterben“
Eine andere Ansicht vertritt der Schweizer Theologe Hans Küng, der unter Parkinson leidet. Will hatte vorab ein Interview mit ihm geführt, das auszugsweise in der Sendung und vollständig nach der Talkshow gezeigt wurde. Der Katholik gab eine klare Antwort, was er für den richtigen Zeitpunkt halte, sein Leben beenden zu wollen: Sobald er irgendwelche „Zeichen von Demenz“ ausmachen könne, wolle er „selbstbestimmt aus dem Leben scheiden“. „Ich möchte so sterben, dass ich noch voll Mensch und nicht reduziert auf vegetatives Dasein bin“, äußerte der 85-Jährige gegenüber der Moderatorin. „Es muss aber auch klar sein, dass ich mit meiner Ansicht kein Modell für alle geben will.“
Wie schwer eine solche Entscheidung sein kann, zeigten persönliche Schicksale von Journalist Tilman Jens, dessen Vater an einer schweren Lungenkrankheit starb, und von Angelika Kallwass, die ihre Mutter beim Sterben begleitete und die letzten Stunden mit ihr verbrachte. Die Psychotherapeutin findet, „dass jeder Mensch selbst entscheiden sollte, wann er geht“. Auch Jens sprach sich für Sterbehilfe in Deutschland aus: „Ich bin für das Recht auf aktive Sterbehilfe. Aber klar ist, es muss eine 100prozentige Entscheidung sein.“
„Leid ersparen“
In dem Buch „Demenz – Abschied von meinem Vater“ hat Tilman Jens das lange Sterben seines Vaters, dem Literaturhistoriker Walter Jens, beschrieben. „Dass mein 90-jähriger Vater endlich sterben durfte, war letztlich ein Glück. Aber die letzten Jahre waren schrecklich. Wir müssen uns selbstkritisch fragen, ob wir seine Patientenverfügung nicht hätten genauer verfolgen müssen“, sagte er in der Sendung. „Ihm wäre eine Menge Leid ersparen geblieben.“
Die Talksendung war Teil der ARD-Themenwoche „Zum Glück“. Noch bis zum 22. November will sich die ARD im Fernsehen, Radio und Internet mit dem Thema „Glück“ auseinandersetzen. Bisher ging es um individuelle Glückssuche und gesellschaftliche Voraussetzungen dafür, ebenso um materielle Grundlagen und Herausforderungen. (pro)
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