Sam Childers gehört wohl zu den umstrittensten Personen der frommen Christenheit. Der ehemalige Drogendealer kam in einer Gemeinde in den USA zum Glauben, kehrte seinem alten Rockerleben den Rücken und entdeckte seine Sehnsucht danach, afrikanischen Kindern zu helfen. Das tut er bis heute. Childers betreibt Waisenhäuser in Äthiopien, Uganda und dem Südsudan, jener Gegend, in der der Kriegsverbrecher Joseph Kony wütet. Dieser ist bekannt dafür, besonders brutal gegen Kinder vorzugehen. Als Childers 1998 erstmals nach Afrika reist und dort ein schrecklich verstümmeltes Kind trifft, das auf eine Landmine getreten war, beschließt er: „Ich gebe mein Leben, um diesen Menschen zu helfen.“ Dabei ist es bis heute geblieben. Machine Gun Preacher wird er deshalb genannt, weil er in der Vergangenheit auch mithilfe von Waffengewalt gegen Kinderpeiniger vorgegangen sein soll.
Wieviel an diesen Legenden dran ist und wieviel reiner Mythos, hält Childers geheim. Auch, als er am Mittwochabend in einem Berliner Kaufhaus auftritt, verweigert er Aussagen dazu, ob er im Krieg Menschen getötet hat: „Der Gott, dem ich diene, heißt Gewalt nicht gut“, antwortet der Mann mit den tätowierten Armen und den klobigen Stiefeln nebulös auf eine Frage aus dem Publikum, schiebt aber hinterher: „Ich kann euch garantieren, dass es da draußen eine Menge Christen gibt, die uns Waffen finanzieren würden, um Kinder zu retten.“ Dennoch habe er niemals Spendengelder zu diesem Zweck verwendet. „Ich bin ein Freiheitskämpfer“, sagt er. Es gehe ihm auch darum, jedem Glaubensfreiheit zu ermöglichen. „Wenn du Christ sein willst, kämpfe ich für diese Freiheit. Wenn du Moslem sein willst, kämpfe ich auch für diese Freiheit. Oder wenn du an gar nichts glauben willst.“