„Drei Sekunden. Mehr Zeit braucht es nicht, um seiner Seele einen Platz in der Hölle zu reservieren“, schrieb der österreichische „Standard“ über den Fall. So lange dauert es, die folgenschweren Worte in die Kamera zu sprechen: „Ich leugne die Existenz des Heiligen Geistes.“
Die Atheisten-Initiative „The Blasphemy Challenge“ („Die Blasphemie-Herausforderung“) hat auf ihrer Homepage (http://www.blasphemychallenge.com) und auf „Youtube“ dazu aufgerufen, die Sünde zu begehen, von der Jesus gesagt hat, dass sie die einzige ist, die Gott nicht vergibt. Die entsprechende Bibelstelle liefern die Atheisten gleich mit: In Markus 3,29 sagt Jesus: „Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben, auch die Lästerungen, wie viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.“
Also lautet die Herausforderung: sprich diese Worte, nimm es auf Video auf und mach es auf dem weltbekannten Video-Portal „Youtube“ öffentlich. Als Anreiz verlosen die selbsternannten Gotteslästerer 1.001 DVD’s der antireligiösen Dokumentation „The God who wasn’t there“ („Der Gott, den es nicht gab“). Der Autor des Films, Brian Flemming, gehört denn auch zu denen, die zu der kollektiven Entsagung Gottes auf „Youtube“ aufgerufen haben. In ihrem Video rechnen Flemming und Brian Sapient, Mitbegründer der Atheisten-Website RationalResponders.com, vor: Flemmings DVD kostet normalerweise 24,98 Dollar. „Dein Preis: Deine Seele“.
Viele sagen sich von eigenem religiösen Hintergrund los
Fast 1.000 Video-Botschaften wurden bereits hochgeladen. Die User, meistens junge Amerikaner, sehen darauf in die Kamera und leugnen die Existenz Gottes, argumentieren gegen Religion im Allgemeinen oder erzählen von ihrem Frust mit den Gläubigen. Viele kommen selbst aus einem religiösen Hintergrund oder sagen, sie seien selbst christlich erzogen worden.
„Fuck Jesus“ steht in großen Buchstaben auf dem T-Shirt von Christopher, der erzählt: „Mein Großvater ist Baptistenpriester, mein Vater, meine Mutter, alle Personen, mit denen ich zu tun habe, sind gläubige Christen.“ Selbst im christlichen Glauben erzogen, habe er sich jedoch vor etwa sechs Jahren „von der Religion befreit“. Am Ende seiner 43-Sekunden-Video-Botschaft leugnet er die Existenz Gottes, Jesus‘ und schließlich des Heiligen Geistes, wie alle.
Viele haben sich einer Gruppe namens „Rational Response Squad“ angeschlossen, was so viel heißt wie „Mannschaft der rationalen Antwort“. Denn offenbar sind die Initiatoren der Meinung, dass die Nichtexistenz Gottes rational begründet werden könne.
Für manche scheint das „Outing“ via Videoclip regelrecht ein Befreiungsschlag zu sein. „Ich verneine den Heiligen Geist. Ich hab keine Angst“, sagt Will entschlossen in die Kamera. Andere sehen verbittert aus, manche lächeln. Craig ruft am Ende seines „Abschwörungs-Beitrags“ aus: „Free at last!“ („Endlich frei!“)
Das sichere Ticket zur Hölle oder Anregung zur Diskussion?
Die Initiatoren, die Jesu Worte bewusst zitieren, spielen mit der Angst, für immer die Seele zu verlieren, wenn man dem Heiligen Geist lästert. Doch diese Angst kann besiegt werden, indem man die „Herausforderung“ annimmt und der Welt entgegenruft: dieser Gott existiert nicht!
Doch die eigentliche Intention des Projekts sei es, so Flemming und Sapient, eine Diskussion um Atheismus loszutreten und Atheisten Mut zu machen, zu ihrer Einstellung öffentlich zu stehen. „Viele Menschen wollen die Diskussion um Religion aus der Öffentlichkeit raushalten“, sagte Flemming in einem Beitrag der NBC. „Ich bin ein Atheist, und ich möchte mehr Diskussionen in der Öffentlichkeit.“
Gebete für die Atheisten
Auch Gegenreaktionen von Christen gibt es bereits viele. Tony etwa bekennt in einem 30-sekündigen Spot: „Ich bin wiedergeboren. Ich lehne Atheismus ab.“ Ein anderer namens Walley gibt ebenfalls ein klares Statement ab: „Ich habe keine Angst, Euch zu sagen, dass ich an Gott den Vater glaube, der mir vergeben hat, an Gott, den Sohn, der mich gerettet hat und an den Heiligen Geist, der mich gepackt hat.“ Und ein anderer kontert auf die vielen Leugnungen des Heiligen Geistes mit seiner eigenen Erfahrung: „Ich kann in meinem Leben sehen, dass der Heilige Geist eine Tatsache ist.“
Ein 19-Jähriger muss über den so ernsten Aufruf der Atheisten etwas schmunzeln und stellt klar: wer nur allein die Existenz des Heiligen Geistes leugnet, begeht damit nicht die Sünde, die nicht vergeben werden kann. Die junge Rachel bekennt, an den Heiligen Geist zu glauben, weil sie ihn an nahezu jedem Tag ihres Lebens erfährt, und sie ist der Meinung: „Die ‚Blasphemy challenge‘ ist wohl kaum eine Herausforderung in einer Gesellschaft, in der es dich nicht zu einem Außenseiter macht, wenn Du Christus ablehnst. Die wirkliche Herausforderung ist es, sich mitten in der Welt, die ihn ablehnt, zu Jesus zu bekennen.“ Sie lädt dazu ein, für die atheistischen Bekenner zu beten.